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„Ich mag die Uneindeutigkeit in Bildern“

Interview

„Ich mag die Uneindeutigkeit in Bildern“

Markus Guschelbauer im Gespräch mit EIKON

Der Künstler Markus Guschelbauer im Gespräch mit Nela Eggenberger (EIKON).

Nela Eggenberger: Das Thema Landschaft, vor allem auch Abstraktion von Landschaft, zieht sich durch all deine Arbeiten hindurch. Woher kommt dieses Interesse ursprünglich?

Markus Guschelbauer: Das Thema Landschaft hat auf jeden Fall mit meiner Biografie zu tun. Als „Bauernkind“ habe ich die Vor- und Nachteile des Landes genossen und dementsprechend eine Art Hassliebe dazu aufgebaut. Als Kind ist es toll, wenn man dort spielen darf und anstrengend, wenn man mitarbeiten muss, und je älter man dann wird, desto schwieriger wird es, mit all den konservativen Einstellungen umzugehen, die immer noch vorherrschen.

Prinzipiell habe ich jedenfalls eine große Sehnsucht nach der Natur. Ich sehe die Landschaft als etwas Romantisches, Erhabenes an, und habe so Sehnsucht nach einer unberührten Landschaft, die es eigentlich heute gar nicht mehr gibt. Es ist eine Art fantastisches Konstrukt, dem ich da nachlaufe. Ich habe schon immer unfassbar gern einfach beobachtet und die Kamera hält dann diese Blicke auf Fotografien fest. Insgesamt mag ich es, wenn die Natur etwas Monumentales, Imposantes ausstrahlt, wie in den Bildern von Ansel Adams. Das begeistert mich an der Landschaftsfotografie, gleichzeitig merke ich aber auch, dass sie mir als tatsächliche Repräsentation der Natur zu wenig ist. Deshalb kommen dann meine subjektiven Handlungen in Form von installativen Eingriffen dazu. Durch diese Kombination ist es schwer zu sagen, ob das, was ich tue, eigentlich der Fotografie oder Land-Art zuzuschreiben ist, es ist keines so wirklich und doch auch beides zugleich. Was den Abstraktionsprozess betrifft, habe ich die reine Darstellung nicht ganz verlassen und die komplette Absraktion auch noch nicht gefunden, ich befinde mich auf dem Weg – wahrscheinlich auch parallel zu einer gesellschaftlichen Entwicklung und Haltung zu unserer Natur – und bin gespannt wohin er mich noch führt. 

Markus Guschelbauer im Gespräch mit Nela Eggenberger (EIKON)

Markus Guschelbauer im Gespräch mit Nela Eggenberger (EIKON)

© eSeL.at – Lorenz Seidler

NE: Bei Symbols & Signs verwehrst du ja dem/der BetrachterIn durch diese Eingriffe eigentlich den Blick auf die Landschaft. Die ausgestellten Arbeiten hättest du dabei auch digital konstruieren können, warum hast du dich für den analogen Weg entschieden?

MG: Mir geht es darum, selbst in die Natur zu gehen, und um das performative Erlebnis dort. Ich suche sowohl nach unberührten, als auch kultivierten Landschaften, in die geometrische Formen gesetzt werden können. Bei der Serie Symbols & Signs würde ich diese Formen auch stellvertretend für den Menschen betrachten, der aus unserer Umwelt nicht mehr wegzudenken ist. Die Installationen in rot, schwarz, weiß usw., eine Art Platzhalter für den Menschen, werden zum bildfüllenden Objekt, die ehemals unendlich erscheinende Landschaft hingegen wird an den Rand gedrängt. Das geht so weit, dass sogar das Bildformat von der Objektform bestimmt wird, der Rahmen passt sich gewissermaßen dem Motiv an...

Markus Guschelbauer im Gespräch mit Nela Eggenberger (EIKON)

© eSeL.at – Lorenz Seidler

NE: … zugleich entsteht dadurch eine Art Schilderwald und die Bilder wirken wie verschlüsselte Botschaften. Wie eine Nachricht, die nicht oder nicht mehr dechiffrierbar ist. Das ist für mich jetzt interessant, weil du mir einmal verraten hast, dass du eigentlich gar nicht so gern über deine Arbeit sprichst. Können diese Symbole und Zeichen vor diesem Hintergrund auch als Protest gesehen werden, als ein Versuch, sich einer Lesbarkeit zu entziehen?

MG: Oft habe ich das Gefühl, dass alles nur noch aus Sprache besteht (wodurch ich ihr keineswegs ihre Wichtigkeit absprechen möchte). Ich selbst kann mich aber in Bildern viel besser ausdrücken. Ich mag die Uneindeutigkeit in Bildern und möchte mich einer klaren Interpretation lieber entziehen. Die Formen in Symbols & Signs spielen eben mit dieser Zeichen- und Symbolhaftigkeit. Sie erinnern vielleicht an Verkehrszeichen oder Verbotsschilder, dies ist jedoch mit einer gewissen Absurdität verbunden, weil ja trotz dieser Wirkung keine Message darauf steht. Die Arbeiten können zugleich auch als Persiflage über den „Ausverkauf“ von Landschaft gesehen werden, die mit Titeln und Abzeichen vermarktet wird, wie es etwa in der Tourismuswerbung geschieht.

NE: Gibt es für dich so etwas wie eine idealtypische Landschaft? Anders gefragt, ist es dir lieber, wenn wahnsinnig viel oder nur ganz wenig „passiert“?

MG: Ich mag die Weite und Leere, die für unsere Sehgewohnheiten eher abstrakt ist, wie ich sie zum Beispiel in Island gefunden habe. Ein anderes Beispiel wären die Wüsten und der Salzsee in Nevada oder ganz einfach der Blick aufs Meer. Aber gleichzeitig finde ich auch die Fülle super, wie zum Beispiel im Wald. Jede Art von Landschaft hat was, selbst die Monokulturen in der Umgebung von Wien können ästhetisch sein. Es muss also nicht nur die unberührte Natur sein, die ist ja eh schwer zu finden, weil der Mensch eigentlich schon überall war.

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