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Ein Wal als Zeichen von nachhaltiger Zusammenarbeit

Feature

Ein Wal als Zeichen von nachhaltiger Zusammenarbeit

Eine riesige Wal-Installation dominiert seit 06. Mai den MQ Haupthof und wird bis 11. Juni 2021 zu bewundern sein. Aber so farbenfroh der Wal auch erscheinen mag, der Hintergrund ist ein ernster.

Denn die groß angelegte Installation soll bewusst machen, wie unser menschliches Handeln die Natur und die Umwelt beeinflusst und dass es Zeit ist zu handeln, um die Welt zu retten und diese für unsere Nachfahren zu bewahren. Der Künstler Mathias Gmachl hat sich für seine Arbeit „Echoes - a voice from uncharted waters“ speziell auf den Lebensraum Ozean konzentriert. Der 17 Meter lange Wal ist jedoch nur ein Platzhalter für alles nicht-menschliche Leben auf der Erde und soll dazu anregen, völlig neue Denkansätze zu entwickeln, um das Überleben aller Lebewesen zu sichern.

Künstler Mathias Gmachl

Künstler Mathias Gmachl

© eSeL.at - Lorenz Seidler

Für ein möglichst realistisches Erscheinungsbild wurde die Installation über 12 Monate in Zusammenarbeit mit Meeresbiologen geplant und entwickelt. Zudem werden Sensoren verwendet, die das Publikum erfassen, um die Klanglandschaft und die animierte Beleuchtung zu steuern. Um auf die „Klangverschmutzung“ aufmerksam zu machen, wird es einen imaginären Kreis rund um die Skulptur geben. Dieser zeigt auf symbolische Weise die notwendige Distanz, die es einzuhalten gilt, um einen Wal nicht zu gefährden. Wird die Grenze überschritten, wird allmählich die Beleuchtung gedimmt und die Geräusche immer leiser, bis sie schließlich vollständig verschwinden, wodurch auf die Zerstörung der unberührten, natürlichen Ozean-Klanglandschaften aufmerksam gemacht werden soll.

Echoes - a voice from uncharted waters

Echoes - a voice from uncharted waters

© eSeL - Lorenz Seidler

Aber was braucht es, damit es von den ersten Ideen schließlich zur Umsetzung eines so großen Kunstobjekts kommt? Bei „Echoes - a voice from uncharted waters“ war es vor allem die Vision dreier großer Kulturareale, dem LAC Lugano Arte e Cultura, der Quartier des Spectacles Partnership Montreal und dem MuseumsQuartier Wien, ein Kunstwerk für den öffentlichen Raum zu kommissionieren, das dann an den verschiedenen Standorten präsentiert werden kann.

Dass es zwischen den drei Arealen bereits vor dem Projekt bilaterale Beziehungen gab, ist nicht erstaunlich, weisen diese doch durchaus ähnliche Strukturen und Konzepte auf:

Das LAC Lugano Arte e Cultura ist im Süden der Stadt direkt am Luganer See gelegen und verbindet als kulturelles Zentrum die Altstadt im Norden mit neueren südlichen Stadtteilen. Neben einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Kunstformen von bildender Kunst, Theater, Performance, Tanz, Musik oder Literatur gibt es Außenflächen, wie z.B. eine Piazza oder einen Park, die rund um die Uhr frei zugänglich sind. Ergänzend zum multidisziplinären Ansatz des Areals finden dort das ganze Jahr über Veranstaltungen und Kunstinstallation in Kooperation mit nationalen und internationalen Künstler*innen statt. Zudem werden bei vielen Aktionen die Besucher*innen bewusst interaktiv eingebunden, um damit zusätzlich zu den didaktischen und Kulturvermittlungsprogrammen ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Mit seinem Park, als Naherholungsraum, ist das LAC im Laufe der Jahre aber auch zunehmend zu einem sozialen Treffpunkt geworden, der gleichzeitig die Möglichkeit bietet, Kunst in jeder Form zu genießen. Das LAC ist damit ein Impulsgeber, nicht nur für die Stadt, sondern für den gesamten Kanton Tessin und zeigt, wie durch Kultur und internationale künstlerische Vernetzung auch infratsrukturelle und ökonomische Entwicklungen beeinflusst werden.

LAC Lugano Arte e Cultura

LAC Lugano Arte e Cultura

© Studio Pagi

LAC Lugano Arte e Cultura

LAC Lugano Arte e Cultura

© Studio Pagi

LAC Esterno Hall

LAC Esterno Hall

© Studio Pagi

Das Quartier des Spectacles ist ein Teil der Innenstadt von Montreal mit über 80 Kunst- und Kultureinrichtungen, Festivals sowie öffentlichen Plätzen, an denen regelmäßig kulturelle Projekte stattfinden. Als natürlich gewachsenes Areal finden sich aber auch Wohn -und Bürogebäude, Restaurants, Shops oder Hotels. Insgesamt erstreckt sich das Quartier des Spectacles über einen Quadratkilometer mit unterschiedlichsten Schauplätzen. Zu den programmatischen Schwerpunkten der verschiedenen Institutionen zählt die Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums. Daher werden laufend künstlerische Installationen im Stadtraum verwirklicht mit innovativem Lichtdesign, immersiven Umgebungen oder interaktiven digitalen Räumen, zudem finden zahlreiche Veranstaltungen an Plätzen wie z.B. dem Place des Arts oder dem Place des Festivals statt. Mit dem Les Jardins Gamelin gibt es zudem eine Grünfläche, die zum einen zum Entspannen einlädt, vor allem im Sommer aber auch kulturell genutzt wird, das Spektrum reicht von Musik, Tanz bis hin zu künstlerischen Interventionen. Kunst im öffentlichen Raum ist damit ein zentrales Element in der Belebung öffentlicher Plätze, gleichzeitig werden die gezeigten Arbeiten oftmals auch international verliehen. Dadurch erlangen die Kunstwerke internationale Sichtbarkeit und die Zusammenarbeit mit anderen Kulturarealen und Kultureinrichtungen wird gefördert.

Quartier des Spectacles, Paquets de lumière par Gilles Mihalcean, Parterre

Quartier des Spectacles, Paquets de lumière par Gilles Mihalcean, Parterre

© Martine Doyon

Quartier des Spectacles, Fontaines éclairées, Place des Festivals

Quartier des Spectacles, Fontaines éclairées, Place des Festivals

© Olivier Gariépy

Quartier des Spectacles, LOOP, Place des Festivals

Quartier des Spectacles, LOOP, Place des Festivals

© Ulysse Lemerise / OSA

Das MuseumsQuartier Wien (MQ), im Zentrum der Stadt gelegen, bietet auf rund 90.000 m² Platz für 60 kulturelle Einrichtungen, die in den unterschiedlichsten Bereichen von bildender und darstellender Kunst bis hin zu Architektur, Tanz, Musik, Mode, Theater, Literatur, Kinderkultur, Game Culture, Street Art, Design, Fotografie uvm. tätig sind. Mit den weitläufigen Innenhöfen, die rund um die Uhr frei zugänglich sind, den Sitzgelegenheiten, Cafés und Restaurants ist das MQ aber auch eine Oase der Erholung, ohne Konsumzwang. Im Laufe der Jahre wurde damit ganz bewusst ein Ort geschaffen, der von allen genutzt werden kann und die Möglichkeit zum Austausch und Diskurs bietet. Kultur findet aber nicht nur in den verschiedenen Einrichtungen statt, sondern auch in den Außenflächen: So gibt es in Zusammenarbeit mit den Institutionen des MQ bzw. externen Partnern das ganze Jahr über zahlreiche Kunstprojekte sowie Kultur- und Freizeitveranstaltungen bei freiem Eintritt wie Klassikkonzerte, Lesungen, Filmfestivals, Pop-Konzerte, Performances, Skulpturen oder Installationen. Der Austausch zwischen dem Drinnen – dem Angebot der Museen, Ausstellungs- und Veranstaltungshäuser – und dem Draußen – den Höfen und dem Vorplatz soll Besucher*innen noch neugieriger auf das Programm der Institutionen machen und Barrieren gegenüber Kunst und Kultur abbauen. Gleichzeitig entsteht dadurch ein Klima der Weltoffenheit und Kreativität.

MQ Haupthof

MQ Haupthof

© MuseumsQuartier Wien

Neben dem breiten inhaltlichen Spektrum sind die öffentlich frei zugänglichen Außenflächen, in denen regelmäßig Kunstprojekte stattfinden, ein zentrales Element aller drei Kulturareale. So wurde 2019 beschlossen, ein gemeinsames Projekt umzusetzen, das dann in allen Arealen gezeigt wird und damit drei Kulturviertel aus drei verschiedenen Ländern zu einer einzigartigen Zusammenarbeit vereint. Im Rahmen eines „Calls of proposal“ nominierte jedes Kulturareal Künstler*innen, eine skulpturale Installation zu entwickeln, wobei sich der Call insbesondere an kreative Teams oder Künstler*innenkollektive richtete. Die finale Entscheidung traf eine Jury: die Wahl fiel auf den Österreicher Mathias Gmachl, bekannt für seine Arbeit beim Künstler*innenkollektiv Loop.pH, vorgeschlagen vom MuseumsQuartier Wien, der mit dem Projekt „XParade - The Woven Whale“ überzeugen konnte.

Die Produktion der Skulptur wurde von allen drei Institutionen begleitet, wobei die organisatorische Abwicklung über das Quartier des Spectacles erfolgte. Im Zuge dieser kuratorischen Begleitung wurde der Titel der Installation schließlich auf „Echoes – a voice from uncharted waters“ geändert.
Der für die Umsetzung notwendige finanzielle Aufwand wird von allen drei Kulturalrealen zu gleichen Teilen aufgebracht. Nach den Präsentationen in Österreich, der Schweiz und Kanada wird die Skulptur weiter um die Welt „touren“, die Mieteinnahmen daraus fließen an die Institutionen zu gleichen Teilen zurück. Die internationale Tour ist für 10 Jahre geplant.
Das Projekt trägt damit nicht nur zum gegenwärtigen Diskurs bei, wie wir mit den ökologischen Herausforderungen der Zukunft in einer sich verändernden Welt umgehen, sondern zeigt auch, wie wichtig es ist, international vernetzt zu agieren und zu kooperieren, um damit nicht nur einen Mehrwert für die einzelnen Kulturareal zu generieren, sondern damit auch tausende Menschen in verschiedensten Ländern zu erreichen.

Von Irene Preißler

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