08.07.2021 bis 08.07.2021 - Kunsthalle Wien
Mariam Elnozahy: Wessen offene Gesellschaft?
DIGITAL, VERMITTLUNGSANGEBOT, KUNST
Mariam Elnozahys Projekt geht von dem Begriff „Soros-Realismus“ aus, geprägt von Miško Śuvaković in seinem bahnbrechenden Essay The Ideology of Exhibition: On the Ideologies of Manifesta (2002). Śuvaković bezog sich damit auf die Art von politisch und sozial engagierter Kunst, die durch das Soros Center for Contemporary Art Network produziert wird. Der Begriff, eine Anspielung auf das vorangegangene ästhetische Diktum „Sozialistischer Realismus“, konkretisierte eine neue Disziplin innerhalb der zeitgenössischen Kunst: Sie befasste sich mit der Beziehung zwischen Zivilgesellschaft und zeitgenössischer Kunst und war durch das Aufkommen einer neuen, homogenen, zeitgenössischen Ästhetik definiert.
Die unauflösbare Beziehung zwischen privaten Geldgebern und den Ökonomien sogenannter „Entwicklungsländer“ wird in der Welt der unabhängigen Künste und der nichtstaatlichen Kulturproduktion anschaulich sichtbar. Indem Elnozahy die Geschichte und die Strukturen der Open Society Foundations sowohl im Nahen Osten als auch im ehemaligen Ostblock nachzeichnet, bietet sie einen vergleichenden Überblick über die Auswirkungen privater Finanzierungseinrichtungen auf die künstlerische Produktion der letzten vierzig Jahre. Obwohl sich ihre Präsentation speziell auf die philanthropischen Bemühungen von George Soros im Bereich der Künste konzentriert, vermag die Untersuchung im Idealfall zu einem größeren Komplex historiografischer Arbeiten über den Austausch zwischen zeitgenössischen künstlerischen Praktiken in Osteuropa und dem Nahen Osten und Nordafrika beizutragen.