21.05.2025 bis 31.05.2026 - Hof 1 / MQ Haupthof
Hans Kupelwieser: Gonflable, 2025
FREIER EINTRITT, KUNST
Hans Kupelwieser
Gonflable, 2025
Skulptur im MQ Haupthof (beim Portikus)
bis Mai 2026
Eröffnung am 21.05.2025, 19h im Rahmen des MQ Sommerbühne-Openings
An prominenter Stelle im MuseumsQuartier positioniert, entfaltet eine pneumatische Skulptur von Hans Kupelwieser ihre Wirkung: Ein sogenanntes Gonflable (von franz. aufblasbar), mit einem Durchmesser von drei Metern, ruht auf einem niedrigen Sockel und lehnt sich rückseitig an den Portikus der ehemaligen Winterreithalle – sichtbar in der Achse des Haupteingangs.
Seit den frühen 1990er-Jahren entwickelt Kupelwieser diese Art von Werken aus Aluminiumblech, das an den Rändern verschweißt und mit Druckluft aufgeblasen wird. Der kontrollierte Zufallsprozess erzeugt eine organisch anmutende Form mit Dellen, Rundungen und Knicken – scheinbar gezielt und doch vom Materialverhalten und der Luftführung bestimmt. Die Leichtigkeit der Form steht dabei in einem spannungsvollen Verhältnis zur Härte und Stabilität des Materials. Obwohl durch Luft geformt, bleibt das Volumen auch ohne Innendruck erhalten – ein Spiel mit der Materialillusion, das Kupelwiesers Werk grundlegend prägt.
Als Konzept- und Medienkünstler lotet Kupelwieser die Grenzen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität aus und erprobt ungewöhnliche Techniken im Umgang mit unterschiedlichsten Werkstoffen. Seine Skulpturen sind nicht als abgeschlossene Einheiten zu verstehen, sondern als Teil eines offenen Systems von Formen, Prozessen und Transformationen. Dabei verschiebt er den Begriff der Wiederholung hin zur Differenz: Jede Variante ist gleichwertig, jede Abwandlung Teil eines größeren Zusammenhangs.
In diesem Sinne ist auch das Gonflable im MuseumsQuartier nicht einfach ein statisches Objekt, sondern eine Momentaufnahme innerhalb einer sich ständig weiterentwickelnden künstlerischen Praxis. „Ich forciere die Beziehungen und Wechselwirkungen und demonstriere, dass es für alle Objekte unterschiedliche Erscheinungsformen – ich könnte auch sagen: unterschiedliche Aggregatzustände – gibt“, beschreibt Kupelwieser selbst diesen Ansatz. Das Werk versteht sich als Knotenpunkt in einem verzweigten Geflecht medialer und formaler Transformationen, in dem jedes Objekt potenziell zum Ausgangspunkt neuer Ableitungen und Überarbeitungen wird.
Kupelwieser bezeichnet diese Werke als Gonflables – doch anders als der Begriff zunächst vermuten lässt, bestehen sie nicht aus flexibler Kunststofffolie, sondern aus Metall. Die Skulpturen entstehen unter hohem Luftdruck, der die speziell verschweißten Aluminiumbleche aufbläht und ihnen ihre charakteristische Form verleiht. Das Aluminium wirkt dadurch dynamisch und leicht zugleich; die entstandenen Oberflächenstrukturen entziehen sich einer vollständigen Kontrolle und sind Ergebnis eines unvorhersehbaren Zusammenspiels von Druck, Material und Form.
Mit ihrer reflektierenden Oberfläche und ihrer prozesshaften Entstehung eröffnet die Skulptur einen vielschichtigen Dialog über Ort, Material und Wahrnehmung. Über ihre physische Präsenz hinaus verweist sie auf ein künstlerisches Denken, das Transformation, Variation und Entwicklung ins Zentrum stellt – ein sich selbst generierendes System, in dem jede Skulptur zugleich Abschluss und Ausgangspunkt ist.
Kuratorin: Verena Kaspar-Eisert
Hans Kupelwieser wurde 1948 in Lunz am See geboren. Von 1970 bis 1973 besuchte er die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Anschließend studierte er von 1976 bis 1982 an der Hochschule für angewandte Kunst bei Herbert Tasquil, Bazon Brock und Peter Weibel. Von 1995 bis 2014 war Kupelwieser Professor am Institut für Zeitgenössische Kunst an der Technischen Universität Graz. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, diverse Arbeiten im öffentlichen Raum, z. B. Denkmal für den jüdischen Friedhof Krems (1995) und Seebühne Lunz am See (2004). Hans Kupelwieser lebt und arbeitet in Wien und Lunz am See.