15.07.2025 bis 15.07.2025 - Hof 1 / MQ Haupthof, MQ Sommerbühne
Alle sind nicht alles – Facing Counter Realities
FREIER EINTRITT, TANZ/PERFORMANCE/MUSIK, FREIZEIT & OUTDOOR


Alle sind nicht alles – Facing Counter Realities
Di 15.07., 19h l MQ Sommerbühne im Haupthof
Eintritt frei
Curated by Ursula Maria Probst in Kooperation mit Body Embedding (ACAR), FLUCC u.a. mit Pramila Lama, Emran Sohel, Sanjid Mahmud, Raashish India & Transcultural Emancipation
Welche Artikulationsmöglichkeiten haben wir in einer Welt, die auseinanderzufallen droht?
Die kollaborative Verflechtung menschlicher und nicht-menschlicher Handlungsfähigkeit – von Kultur und Natur – hat Bruno Latour bereits 1991 in seinem Essay „Wir sind nie modern gewesen“ sowie in den darauf aufbauenden Schriften zur Akteur:innen-Netzwerk-Theorie formuliert.
Die Kompetenzbereiche der Kunst erweitern sich fortlaufend, und Kunst- sowie Kulturschaffende erschließen sich dabei immer wieder neues Terrain. Doch wie tritt Kunst in den Dialog mit Menschen, die kontinuierlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert sind? Welche Frequenzen vermögen unser Aktionsfeld zu erweitern?
Allen künstlerischen Positionen und Performances, die an diesem Projekt beteiligt sind, ist eine Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen, Klimafürsorge und dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen gemeinsam. Es entsteht ein Ineinandergreifen künstlerischer Praktiken an den Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft – eine kooperative Forschung zu Symbiosen aus Botanik, Kulturanthropologie, Politik und bildender Kunst.
Unser Herz arbeitet normalerweise so ruhig und regelmäßig, dass wir unseren Herzschlag nicht einmal bewusst wahrnehmen. Er macht sich erst bemerkbar, wenn sich seine Frequenz erhöht, seine Intensität verändert oder er aus dem Takt gerät. In den meisten Fällen lässt sich der veränderte Herzschlag einer Ursache zuordnen: zum Beispiel eine erhöhte Herzfrequenz bei körperlicher Anstrengung oder Herzklopfen bei Aufregung. Was wir über das menschliche Herz wissen ist, dass es ein Muskel ist, ja, dass es zentral ist. Ja, es ist verletzlich. Heute werden wir immer sensibler für die tiefgreifende Unterbrechung der Kreisläufe, die unseren Körper durch klimatische, sozioökonomische Veränderungen beeinträchtigen. Täglich werden wir mit News geopolitscher, inhumaner, tödlicher Gewaltszenarien überflutet. Du spürst den wilden Schlag deines Herzens, das Pulsieren deines Blutes, die Beschleunigung deines Atems...
PERFORMANCES
Pramila Lama, „Let’s have a deal with it”
DAAGI COLLECTIVE: Emran Sohel, „Resonance-3“ & Sanjid Mahmud, „Primal Echoes”
Raashish India & Transcultural Emancipation, „ENCOUNTER PEACE”, 2025, Soundsinfonie, Video- Liveperformance
In ihrer Performance „Let's have a deal with it“ bedient sich Pramila Lama spezifischer Methoden in ihrer Anwendung von Materialien wie Farben, Trittbrettern, Hammer, Nägel, Textilien und Tisch und konstruiert so ein haptisches Szenario in das wir eintauchen. Emotionen und Erinnerungen, Gedanken an eine Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch, Tier und botanischer Welten fließen ebenso mit ein, wie ein klarer Protest gegen Ungerechtigkeiten und Brutalitäten unserer derzeitigen Welt.
Pramila Lama ist eine aus Nepal kommende bildende Künstlerin, die derzeit in Wien lebt. Als interdisziplinäre Künstlerin konzentriert sie sich in ihrer Arbeit auf Themen wie Geschlechterungleichheit, Erinnerung, Identität, menschliche Beziehungen und das Teilen von Geschichten. Ihr Ziel ist es, die vorherrschenden Überzeugungen und blinden Praktiken in Bezug auf Frauen darzustellen, die als soziale Normen fortbestehen. Darüber hinaus spielen Fragen der Migration, der Geopolitik und der humanitären Identität in ihren jüngsten Arbeiten wie „Lets have deal with it“ eine wichtige Rolle und spiegeln globale Anliegen wider.
In seiner Performance „Resonance-3“ befasst sich Emran Sohel mit der engen Beziehung zwischen sozialen Kontext und dem emotionalen Körper/physischen Körper, um die Suche nach psychischer Balance des zeitgenössischen Menschen in Zusammenhang mit Bewegungsabläufen, körperlicher Gesten und Rhythmen zu behandeln. Mittels bewusster und unbewusster Gefühlszustände werden visuell Prozesse dieser bewussten Konstruktion dargestellt. Der eigene Körper spielt durch die Performativität des Ablaufes eine tragende Rolle. Gleichzeitig wird die Frage aufgeworfen, wie stark wir auf unsere Realität Einfluss nehmen.
Emran Sohel ist ein in Wien lebender interdisziplinärer Kunstschaffender aus Bangladesh, dessen Arbeit aus seinen Interpretationen lokaler und globaler Kontexte rund um die Moderne, die Postmoderne und andere zeitgenössische Bedingungen entsteht, die sich einer Kategorisierung entziehen. Sein Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie Zeit, Raum, Formen, Materialien und politisches, kulturelles und soziales Verhalten die Gefühle der Menschen beeinflussen. Er bewegt sich im Spannungsfeld zwischen natürlicher und vom Menschen geschaffener Umwelt sowie zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Zeitläufen und betrachtet das verborgene Leben von Pflanzen und Objekten. Emran legt besonderen Wert auf Performance und Kunst im öffentlichen Raum, da er der Meinung ist, dass Performance-Kunst zu einer Neo-Plattform für kritische soziale und kulturelle Praxis im öffentlichen Raum geworden ist. Er hat verschiedene Ausdrucksformen erforscht, darunter Malerei, Assemblage, skulpturale Installationen, Performance und interaktive Projekte. Er ist eines der Gründungsmitglieder der kollektiven Künstlergruppe DAAGI in Bangladesch und beteiligt sich an der kollektiven Initiative „Shoni Mongol Adda“, die sich auf den Austausch von Ideen und Diskussionen mit der lokalen Gemeinschaft konzentriert. Darüber hinaus hat er gemeinsam das Kunstcafé „ReeLi (ঋঌ)“ ins Leben gerufen, das sich mit Kunstaktionen als performativen Handlungen befasst.
Die Performance „Primal Echoes“ ist eine physische und psychologische Erkundung zwischen menschlicher und tierischer Existenz. Sanjid Mahmud wird das Verhalten verschiedener Tiere imitieren und einen Zustand verkörpern, der sich zwischen Kontrolle und Urinstinkten bewegt. Diese Performance untersucht die Beziehung zwischen gesellschaftlichen Zwängen, Urtrieben und der Sehnsucht nach Freiheit.
Sanjid Mahmud ist ein in Bangladesch geborener und derzeit in Wien lebender Künstler der bildenden Kunst. Seine Arbeiten befassen sich mit gesellschaftspolitischen Themen, dem menschlichen Wesen und den täglichen Aktivitäten im öffentlichen Raum. Er ist auch ein Performance-Künstler und erforscht Atmung, Einatmung und Gefühle von Erstickung und Klaustrophobie. Sanjid Mahmud sagt: „In der Performance mit dem Titel ‚Klaustrophobie‘ geht es um die Abneigung gegen die Vorstellung von freiem Denken, offenen Gesprächen und der Freiheit der menschlichen Seele. Es geht darum, dass man seine Lungen mit einem tiefen Atemzug füllen möchte, aber nicht in der Lage ist, dies zu tun.“
Die Soundsinfonie, Video- und Liveperformance „ENCOUNTER PEACE” von Raashish India & Transcultural Emancipation entstand unter Mitwirkung internationaler Performer:innen, Kurator:innen, Filmschaffender, Tänzer:innen, Jugendlichen und zufälligen Begegnungen mit Menschen. Sie schrieben Frieden in ihrer Muttersprache auf ein Blatt Papier, machten Ton- und Videoaufnahmen davon und sendeten PEACE Sounds.
Sound hat eine tiefgreifende Wirkung auf unseren Körper, Geist und Emotionen. Seit der Entdeckung von Klang, Musik und Gesang haben wir die Grenzen dessen, wie die heilende Wirkung von Klängen und Frequenzen genutzt werden kann, immer weiter verschoben. Spezifische Klangfrequenzen beeinflussen die menschlichen Gehirnströme und fördern die Heilung von Körper und Geist. Wir kreieren gemeinsam eine Peace-Sinfonie - good vibrations.
Raashish India alias Ashish Ratore ist ein multidisziplinärer Künstler aus Rajasthan, Indien. Im Teenageralter wurde bei ihm Schizophrenie und Zwangsstörungen diagnostiziert. Er nutzt Kunst als Heilmittel und glaubt fest daran, dass Kunst bei der geistigen Heilung hilft. Seine Forschungsschwerpunkte sind Verhaltenskunst, Naturverbundenheit, politische, soziale und kommunikative Distanz. Er hat an Kunstfestivals und Residencies teilgenommen und Workshops in Schulen und Universitäten in Indien und im Ausland organisiert.
Transcultural Emancipation ist 2013 aus Kooperationsprojekten mit KulturKontakt Austria hervorgegangen und widmet sich nun der transkulturellen Arbeit durch künstlerische Projekte und Vereinsarbeit. An den Projekten sind Performer:innen aus Südostasien beteiligt.
SAG MIR WO SIE ALLE SIND
(EIN LIED FÜR FRIEDEN IN ZEITEN VON KRIEG)
EIN VIDEO VON INA WUDTKE & DIETER LESAGE, EINE DEUXIÈME BUREAU PRODUKTION (2025)
Am 6. Oktober 1962 singt Marlene Dietrich in der Kongresshalle Düsseldorf als Ehrengast des UNICEF-Galakonzerts „Musik der Welt“ das Lied „Sag mir wo die Blumen sind“. Dafür hatte Sie ihren (jüdischen) Freund den ebenfalls in den USA lebenden Exildeutschen Max Colpet gebeten den Songtextes des amerikanischen Liedes gegen den Vietnamkrieg „Where have all the flowers gone“ von Pete Seeger ins Deutsche zu übersetzen. Was hätte Marlene aber nach dem 7. Oktober 2023 gesungen? Kann man über diese Ereignisse und die, die darauf gefolgt sind, überhaupt singen?
BILD- UND TONMONTAGE: EVAN FRANCO (2025) | MUSIK: PETE SEEGER (1955) | TEXT: INA WUDTKE & DIETER LESAGE (2025) | PERFORMANCE: MARLENE DIETRICH (1962) | GESANG: INA WUDTKE (2025)
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Ursula Maria Probst Kulturarbeiterin, Performerin, künstlerische Leiterin für zeitgenössische Kunst FLUCC. Center for Arts and Communities, Kuratorin, Kunstkritikerin, Lektorin, Kunsthistorikerin, Stadtforscherin mit den Schwerpunkten Gender, Biodiversität, Heilkraft der Kunst und Gemeinschaftsprojekte. Seit 2018 AIR- und Forschungsprojekt BODY EMBEDDING mit Hongwei Duan mit Performances in Myanmar, Indonesien, Bangladesh, Mexiko, Thailand, Vietnam, Nepal, China, Sri Lanka, Malaysia, Indien. Seit 2017 Transcultural Emancipation. Performances & Projekte in Brasilien, Panama, Kuba, Chile, Argentinien, Guatemala, Peru, Kolumbien, Ukraine, Bulgarien, Deutschland, USA, Russland, China. Kunstkritikerin (Kunstforum International, Spike, dérive), Kurator (KulturKontakt Austria, BKA, Vienna Artweek, Kulturdrogerie, Galerie Krinzinger, K/haus, Kunstraum NÖ, public art Niederösterreich, KÖR). 2024 Teilnahme an ASIATOPIA, Bangkok; CRACK Art Camp, Bangladesh, Baguashan Power Art Festival X, Taiwan, Bahavorial Art Festival, Indien, BODY EMBEDDING Beijing; Don't talk about us without us, MQ, Summerstage, Wien; Get Care Now, KÖR, New York; Care on Earth. Wer ist der Nebel, wer macht mit, wer kümmert sich darum?,Ecologies of Work. Flucc Wien. 2023/24 SUPER NATUR, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich, 2023 Auf der Suche nach dem urbanen Alterego, KÖR; 2024 Teilnahme an ASIATOPIA, Bangkok; CRACK Art Camp, Bangladesh, Baguashan Power Art Festival X, Taiwan, Bahavorial Art Festival, Indien, BODY EMBEDDING Beijing; Don't talk about us without us, MQ, Summerstage, Wien; Get Care Now, KÖR, New York; Care on Earth.Wer fehlt, wer macht mit, wer kümmert sich darum?, Ecologies of Work.Flucc Wien.2023/24 SUPER NATUR, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich, 2023 Auf der Suche nach dem urbanen Alterego, KÖR; Die Zukunft beginnt heute, Festival der Regionen; Teilnahme am Performancefestival ASIATOPIA.2013-2019 Transkulturelle Emanzipation mit Artists in Residence von KulturKontakt Austria/BKA, 2018 Artist in Residence Projekt Q21, frei_raum MQ Wien
Unter Mitwirkung von Aye Ko, Janani Cooray, Yvon Ngassam, Qing Cai, Nanzi Meechumna, Miray Shinan, Aldo Giannoti, Pramila Lama, Inder Salim, Gao Ya, Voin Voinov, Tahmina Hafiz Lisa, Pulak K. Sarkar, Daisuke Takeya, Isabel Lewis, Sima Alkok, Mariam Al Zamili, Mariana Vazquez, Karine La Bel, Ahmed, Heerf, Maiko Takahashi, Monica, Shuen, Jeremy, Niklas, Mobina, Attila Zarin, Simon Couvreur, Kristaps Kleinbergs, Ekaterina Shapiro-Obermair, Ali, Mohammad, Joseph Manuel, Marie M’Alaya, Oksana, Teme, Alicja Rogalska, Subham Bahraam, Farah Naz Moon, Kisito Assangni, Chakkrit Chimnok, Mongkol Plienbangchang, YuJun Ye, Tariq Bahir, Elvedin Klacar