this human world: International Human Rights Film Festival
Q21 Backstage: Vom 3. bis 13.12.2020 findet die 13. Ausgabe des Menschenrechtsfilmfestivals this human world als online Edition statt.
this human world wurde 2008 anlässlich des 60. Jubiläums der Deklaration der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte - als erstes Filmfestival seiner Art in Österreich - ins Leben gerufen. this human world nimmt das Medium Film als Ausgangspunkt zu mehr Sensibilisierung für gesellschaftspolitische Herausforderungen, hin zu einer Bewusstseinsbildung, welche die eigenen und die Lebensumstände anderer stets vor dem Hintergrund der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Menschen betrachtet.
Lisa Heuschober und Michael Schmied im Gespräch
Wer seid ihr?
Wir, als Leitungsteam des this human world, konzipieren und gestalten ein jährlich stattfindendes Menschenrechtsfilmfestival in Wien. Dabei spannen wir einen Rahmen aus ca. 80 Programmpunkten, der sich aus Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilmen zusammensetzt.
Seit wann seid ihr im Q21?
Seit 2017.
In welchen Tätigkeitsfeldern seid ihr aktiv?
this human world verbindet Film und Kino mit sozialer, gesellschaftspolitischer, aktivistischer und Community Arbeit. Es soll ein Ort sein, an dem Filmschaffende und –interessierte, Personen aus den Bereichen der NGOs, AktivistInnen, ExpertInnen verschiedenster Sparten, SchülerInnen und Studierende, Mitglieder verschiedenster Communities und kritische JournalistInnen aufeinandertreffen, um einen diskursiven Raum zu gestalten.
Was ist euch bei einem Filmfestival wichtig?
Uns ist es wichtig, mit viel gesehenen Stereotypen zu brechen – sowohl, was die ProtagonistInnen unserer Filme als auch Assoziationen zu Menschenrechtsthemen betrifft. Wir wollen das riesen Spektrum des Themenkomplexes ‚Menschenrechte‘ auffächern und verstehen darunter alltäglich Erlebtes, empanzipatorische Momente und strukturelle Problemlagen.
Wie erreicht ihr eure Ziele?
Wir wollen ein Filmfestival konzipieren, das eine große Bandbreite an Menschen anspricht, berührt, interessiert und inspiriert. Durch ein vielschichtiges Programm und die Einbindung von Filmschaffenden, ExpertInnen und KooperationspartnerInnen wollen wir dieses für ein interessiertes und engagiertes Publkum so zugänglich wie möglich gestalten.
Was sind eure Herausforderungen?
Als Menschenrechtsfilmfestival ist es kaum möglich, die Gesamtheit aktuell und konstant wichtiger Themenbereiche abzudecken. Uns kann es oft nur gelingen, Ausschnitte in einem Programm zu verpacken.
Ein Ziel, das mit einer weiteren großen Herausforderung einhergeht, ist es, nach einem sehr bedrückenden Film die BesucherInnen nicht mit einem Ohnmachtsgefühl nach Hause gehen zu lassen.
Was kann ein Film bewirken?
Jenseits von medialer Sensations- und Skandalberichterstattung führen uns die Festivalfilme auf behutsame Weise die großen Fragen und Chancen unserer Zeit vor Augen und öffnen diese womöglich für die Erkenntnis globaler Zusammenhänge, in die jede_r von uns gebunden ist und für die jede_r von uns Verantwortung trägt.
Wenn es keine Menschrechte gäbe, dann…?
Wenn es keine Menschenrechte in Form einer allgemeinen Erlärung oder daraus entstehenden gesetzlichen Verankerungen gäbe, würden sie trotzdem eingefordert werden; würden Menschenrechte trotzdem existieren und konstant neu verhandelt werden.
ERÖFFNUNGSFILM : THE EARTH IS BLUE AS AN ORANGE
Datum: Do 03.12., 20h
Inmitten der surrealen Umgebung in der ukrainischen Kriegszone Donbass, zwischen explodierenden Granaten und Schüssen auf den Straßen, versuchen vier Geschwister und deren Mutter Alltäglichkeit zu leben. Aus Leidenschaft zum Film und um gemeinsam das Gegenwärtige zu verstehen, machen sie einen Film über das Erlebte und die unwirkliche Wirklichkeit. Prozesshaft und akribisch werden einzelne Szenen am Küchentisch diskutiert, das Wohnzimmer wird zu einem Studio umgebaut und die Familienmitglieder öffnen sich einander und der Kamera. Zwischen Hoffnungslosigkeit und Zusammenhalt wird das Filmemachen hier zum sinnstiftenden Halt.
THE EARTH IS BLUE AS AN ORANGE ist eine gefühlvolle und ermutigende Momentaufnahme, die versucht, Alltäglichkeit dort zu zeigen, wo sie ständiges aktives Mitformen bedarf. Ein Film im Film, dessen vielseitigste Wirkungsmacht deutlich sichtbar wird: als Verarbeitungsprozess, Reflexionsmöglichkeit, Familien- und Communityprojekt, Gestaltungsraum für Handlungsmacht, Anker in einer Krisenzeit, eine Möglichkeit Erlebtes festzuhalten - für das Jetzt und für die Zukunft. Ein Plädoyer für die Wichtigkeit filmischen Schaffens im Ausnahmezustand.