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MQ Artist-in-Residence Šimon Chovan: Leeching States

03.09.2025 bis 22.10.2025 - MQ Pop-Up Schauraum

MQ Artist-in-Residence Šimon Chovan: Leeching States

FREIER EINTRITT, KUNST


MQ Artist-in-Residence Šimon Chovan: Leeching States

04.09. –  22.10.2025
MQ Pop-Up Schauraum | MQ Schauräume
Eintritt frei

Während seiner Residency im MuseumsQuartier Wien setzte sich Šimon Chovan mit Lithium auseinander. Lithium ist das leichteste Metall der Erde und ein kritischer Rohstoff bei der Herstellung von Computerchips sowie von Batterien für Elektrofahrzeuge. In seiner Installation Leeching States im MQ Pop-Up Schauraum macht Chovan die Zusammenhänge zwischen Rohstoffen und Technologien sichtbar.
Chovan greift dabei auf zwei lithiumhaltige Stoffgemische zurück, die am Beginn und am Ende der Verwertungskette von Lithium stehen: Zum einen ist es der Rohstoff, der in Minen im östlichen Erzgebirge an der deutsch-tschechischen Grenze gewonnenen wird. Hier tritt das silbrig-weiße Leichtmetall im Verbund mit Glimmermineralien und Sand auf. Zum anderen ein Rückstandsprodukt, das beim Recycling von Lithium-Ionen-Batterien angefallen ist. Es stammt von einer Forschungsgruppe der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität, die unweit der zukünftigen Abbaustätte Cínovec liegt, und besteht aus Papier, Zink und Kupfer sowie sehr geringen Spuren von Lithium. Anhand dieser beiden Stoffgemische befasst sich Leeching States mit den problematischen Auswirkungen und ethischen Fragen, die mit dem Abbau und der Verwertung von Lithium als endlicher natürlicher Ressource einhergehen.
Die zweidimensionale Arbeit, die auf der Glasfront gezeigt wird, ist mit Fragmenten einer gelben dünnen, flexiblen Polyimidfolie überzogen. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen elektrischen, thermischen und mechanischen Eigenschaften wird diese Folie beispielsweise in der Elektronik, der Luftfahrt und der Medizintechnik verwendet. Die beiden Seiten der transparenten Oberfläche sind mit jeweils einem der beiden Stoffgemische beschichtet.
Die drei im Pop-Up Schauraum hängenden Skulpturen sind eigens adaptierte Versionen von Chovans Serie Metabolic Intuition. Sie bestehen aus Metallblech mit ausgestanzten Formen, die mit schwarzem Stahl und Rückständen aus recycelten Autobatterien hinterlegt sind. Diese neu gestalteten skulpturalen Arbeiten befassen sich mit der Verarbeitung, Verbindung und Schichtung von Rohstoffen – und erzählen davon, wie Natur und neue Technologien miteinander verflochten sind.
Als unverzichtbare Komponente für die Herstellung digitaler Geräte bildet Lithium die Grundlage für die Technologie hinter globalen Netzwerken und moderner Kommunikation. Es ist die Kraft, die ambivalente Tendenzen im Online-Verhalten und in der Nutzung sozialer Medien antreibt: Es ermöglicht den spontanen Austausch von positiven Emotionen, steht aber auch für die Verschärfung gesellschaftlicher Polarisierung durch die Zuspitzung kontroverser Themen.
Die gezeigten Arbeiten sind Manifestationen dieser Spannungsfelder und Polarisierungen. In schematischen Darstellungen vermischt sich die Sprache von Schaltkreisen und Computerchips mit einem subjektiven Moment. Zudem greifen sie das Thema der Umweltverschmutzung auf materieller, visueller und formaler Ebene auf. So lassen die Formen an Satellitenbilder von Minen, Ölteppiche oder an ausgetrocknete Seen denken. Aufgrund seiner Neigung zur Pareidolie erkennt Chovan Muster und Bedeutungen, wo keine sind, und spielt so mit unserer Wahrnehmung, mit Assoziationen und Interpretationen.

Kuratiert von Elisabeth Hajek

Šimon Chovan, geboren 1994 in Banská Štiavnica, Slowakei, ist bildender Künstler und lebt derzeit zwischen Wien und Amsterdam. Er studierte am Sandberg Instituut in Amsterdam, an der KASK School of Arts in Gent und an der Academy of Fine Arts and Design in Bratislava. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen Dendrites & Tissues in der Galerie TIC in Brno (2024) und The New Wounded in der Holešovická Šachta in Prag (zusammen mit Laura Gozlan, 2023). Zudem nahm er an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, unter anderem im Staffordshire St in London, in der Kunsthalle Wien, im EXILE in Wien, in der KunsthalleBratislava, im Kunstverein Eisenstadt, im Loods6 in Amsterdam, im Greenfield Project Space in London und in der MeetFactory in Prag.

Lithium ist einer der weltweit begehrtesten Rohstoffe. Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Akkus für mobile Geräte wie Smartphones und Tablets sowie von Batterien für Elektrofahrzeuge. So werden für letztere rund zehn Kilogramm Lithium benötigt. Die größten Lithiumvorkommen befinden sich in Chile, Australien und China. Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage und der damit einhergehenden Preissteigerungen wächst auch in der EU die Bestrebung, Lithium in Europa abzubauen. So sollen etwa die Lithiumvorkommen in Cínovec (Tschechisch-Zinnwald) im Norden Tschechiens künftig abgebaut werden. Bis in die 1990er-Jahre wurde das Erz dort noch als Abfall entsorgt. Die Gewinnung von Lithium, einem endlichen Rohstoff, der häufig in europäischen Regionen mit empfindlichen Ökosystemen vorkommt, birgt jedoch große ökologische Risiken und sozioökonomische Herausforderungen. So verunreinigen die zur Aufbereitung des Erzes eingesetzten Chemikalien das Grundwasser und beeinträchtigen somit die Trinkwasserversorgung und die Sicherheit der lokalen Bevölkerung sowie die Biodiversität.
Auch die Gewinnung der Rohstoffe für die Herstellung von Batterien für die Elektromobilität birgt große ökologische Herausforderungen. So durchläuft das Lithium für die Akkus von E-Autos eine Reihe von Verfahren – von der Gewinnung über die Weiterverarbeitung bis zur Montage –, bei denen weite Strecken zurückgelegt werden. Es wurde wahrscheinlich in Chile abgebaut, zur Aufbereitung nach China transportiert und schließlich zur Endmontage in die USA verschifft. Noch bevor das Lithium für eine vermeintlich umweltfreundliche Mobilität in Elektroautos zum Einsatz kommt, wurde es per Schiff, Bahn oder LKW um die Welt transportiert, was einen enormen Verbrauch an natürlichen Ressourcen und hohe CO2-Emissionen zur Folge hat.

Die Ausstellung Leeching States findet in Kooperation mit tranzit.org/ERSTE Stiftung statt.

Foto © Viliam Ondo

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