16.11.2019 bis 30.08.2020 - mumok
James Coleman - Lapsus Exposure
KUNST
Seit der Schenkung im Jahr 2015 befindet sich der fotografische Nachlass des Schriftstellers und Herausgebers Heimrad Bäcker im mumok: Ein Konvolut, das mit über 14.000 Einzelobjekten wie Fotografien, Negativen, Notizen, Plänen, Textarbeiten und Fundstücken Zeugnis von einer lebenslangen künstlerischen und (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust ablegt.
Angetrieben von dem Bedürfnis, die Geschichte zu ergründen, las er tausende Seiten von Erzählungen, Aufzeichnungen, Statistiken, Prozessakten und Berichten Überlebender. Er entwickelte ein künstlerisches Verfahren, das unveränderte Originalzitate aus NS-Schriftstücken mit den Mitteln der konkreten Poesie dokumentierte. So setzte er Zitate aus dem Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von 1939 bis 1945 zentriert auf weißes Papier. Eine Methode, die Vergangenes in die „akute Gegenwart“ (Bäcker) holt und so die Betrachter_innen in unmittelbarer Form mit der Vergangenheit konfrontiert.
Seit den 1960er-Jahren dokumentierte Bäcker auch das Gelände der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen. Er fertigte Fotoserien an, lange bevor es eine öffentliche Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit gab. Die Arbeiten zeigen brachliegende Anlagen, die von Pflanzen überwuchert oder aber ganz bewusst von Gemeinde und Staat einer anderen Verwendung zugeführt wurden.
Heimrad Bäcker sammelte und bewahrte auch Fragmente der Anlagen und der Gegenstände, die er auf dem Gelände fand. Als konkrete Objekte sind diese Fundstücke materielle Spuren und stumme Zeugen der Geschehnisse in den Konzentrationslagern.
Kuratiert von Marie-Therese Hochwartner, Nora Linser und Susanne Neuburger