Johannes S. Sistermanns
Bereich: Klangkunst, Performance, Bildende Kunst
Key Facts
Nationalität
DeutschlandBereich
Klangkunst, Performance, Bildende KunstWohnort
KölnEmpfehlende Institution
TonspurZeitraum
November 2025 - November 2025Johannes S. Sistermanns ist ein deutscher Komponist und Klangmusiker, der Rhythmik, Klavier, Komposition und „Neues Musiktheater“ an der Hochschule für Musik und Tanz Köln studierte. Er absolvierte daneben Gesangs- und Obertongesangsunterricht in Indien und bei Jochen Vetter. 1989 promovierte er in Musikwissenschaft an der Universität Osnabrück über mediengerechte Opernregie im Fernsehen. 1993–1996 vertiefte er seine Gesangsausbildung bei Stephen Cheng in New York.
Sistermanns war Stipendiat in Paris, New York, Australien und Japan, wo er unter anderem mit Luc Ferrari arbeitete. 1993 gründete er den Übergangsraum e.V. in Köln, 1997–2010 war er 2. Vorsitzender der DEGEM. 2019 war er Mitgründer der Akademie für westöstlichen Dialog der Kulturen und ist Delegierter der Gesellschaft für Neue Musik (GNM) im Deutschen Kulturrat Berlin.
Sein Werk umfasst installative Klangplastik, elektroakustische Komposition, Hörstücke, Live-Performances, graphische Notation und Instrumentalkompositionen. Seit Ende der 1990er Jahre überträgt er Klang nicht mehr über konventionelle Lautsprecher, sondern direkt auf resonante Wände, Alltagsmaterialien und Instrumente, etwa in „UNSTRUMENT“ (2012, Philharmonisches Orchester Luxemburg), bei dem die Instrumente durch Resonanz erklingen, ohne gespielt zu werden.
Sistermanns schließt jedes Medium, Material und jeden Raum ein, wobei nicht die physische Beschaffenheit, sondern die Wahrnehmungskraft des Hörenden den Ausgangspunkt seines künstlerischen Schaffens bildet.
Während seiner Residency im MQ wird Johannes S. Sistermanns an einer 8-Kanal-Komposition arbeiten, die sich dem Phänomen politischer und öffentlicher Schweigeminuten weltweit widmet. Dabei interessiert ihn der Sound der Räume, Stimmen, Situationen und Appelle, die in das Schweigen führen, und die Entwicklung hin zum „Sound stillen Gedenkens“. Schweigen ist dabei nicht nur zeitlich begrenztes Aussetzen von Worten, sondern ein innerliches Lauschen auf den Klang, der ins Schweigen führt. Schweigen wird so zu stiller Kommunikation, zu einem Raum emotionaler und resonanter Korrespondenz.
Akustisch bleiben: Atmen, kleinste Körperbewegungen, sich dehnende Landschaften oder Orte, energiegeladene Konzentration. Schweigeminuten reichen von wenigen Menschen bis zu 70.000 Personen, vom Plenarsaal bis zum Fußballstadion. Jede Schweigezeit erzeugt Atmosphären und Klangräume, die unabschließbar bleiben. Das Zuhören des Schweigens erzeugt einen schwebenden Zustand, in dem Zwischenrufe und das Ausschwingen des Klanges Schweigen in neue Dimensionen transformieren.
Im Schweigen findet Gedenken statt, in innerlich gesteigerter Empfindung und Emotion, die in Klängen aufgelöst werden. Dieses Potential sucht Sistermanns in den Audioaufnahmen und erforscht es, um die feinen Resonanzen und subtilen Bewegungen hörbar zu machen.





