Gerald Fiebig
Bereich: Klangkunst
Key Facts
Nationalität
DeutschlandBereich
KlangkunstWohnort
AugsburgEmpfehlende Institution
TONSPURZeitraum
Februar 2013 - Februar 2013Gerald Fiebig ist Audiokünstler und Lyriker. Er studierte Vergleichende und französische Literaturwissenschaft und Philosphie, gab von 1991 bis 2001 die Literaturzeitschrift „Zeitriss“ mit heraus und ist seit 1999 als Lektor und Fachjournalist tätig. Schwerpunkte seiner akustischen Arbeiten sind radiophone Kompositionen, elektroakustische Live-Improvisation sowie Installations- und Performancekonzepte für spezifische Orte und Kontexte.
Seit 2006 werden seine akustischen Arbeiten auf Festivals wie „Synthèses“ (Bourges/Frankreich), „LAB30“ (Augsburg), dem „Erlanger Hörkunstfestival“, „Zeppelin“ (Barcelona/Spanien), „Puente Sonoro“ (Manizales/Kolumbien), „Diagonale“ (Bielefeld) und "Experimentelle Musik" (München) aufgeführt. Neben seinen eigenen künstlerischen Projekten ist Gerald Fiebig Mitarbeiter des Experimentalmusik-Labels www.attenuationcircuit.de, gibt Workshops zur zeitgenössischen Musik und wirkt als Songtexter und Keyboarder im Lo-Fi-Pop-Trio Jesus Jackson & die grenzlandreiter mit.
Gerald Fiebig ist verheiratet und lebt in Augsburg.
TONSPUR 57: Gerald Fiebig (GER): Klanggasse
Der Audiokünstler und Lyriker wird als Artist-in-Residence eine Soundscape-Arbeit für die TONSPUR_passage realisieren, die den alltäglichen Wohn-Raum mit dem ästhetisch codierten Raum des MuseumsQuartiers verbindet.
WeiterlesenIm Januar 2013 lud mich der Kurator Georg Weckwerth ein, als TONSPUR-Artist-in-Residence die Klanginstallation “Klanggasse” zu realisieren, die ich ihm ein paar Jahre vorher vorgeschlagen hatte. Die Idee zu dem Stück entstand, als ich während einer Reise nach Wien innerhalb von ein paar Tagen die TONSPUR_passage und die Klanggasse in der Leopoldstadt (2. Bezirk) entdeckte. Das Stück überträgt die Alltagsgeräusche aus der Klanggasse in die Klangkunstgalerie TONSPUR_passage, die ja auch eine Art Gasse bildet. Ich kam am 1. Februar 2013 in Wien an. Georg holte mich am Westbahnhof ab und brachte mich in mein Apartment. Es war dasjenige, das der TONSPUR_passage am nächsten liegt, was mir das inspirierende Privileg verschaffte, tagsüber bei offenem Fenster immer die Arbeit meines Vorgängers hören zu können. Ich kann mich noch sehr gut an mein ehrfürchtiges Staunen erinnern, als Georg mir die Wohnung zeigte und mit Blick auf den unauffälligen schwarzen Tisch in der Küche beiläufig sagte: „Auf diesem Tisch hat Rolf Julius seine letzte Installation aufgebaut. Es war gar nicht leicht, in Wien so einen schlichten schwarzen Tisch zu finden.“ Ich wohnte also nicht nur im selben Apartment wie der 2011 verstorbene Meister der Klanginstallation, sondern benutzte das Material seiner letzten Arbeit als Esstisch! Das bringt ziemlich gut auf den Punkt, wie geehrt ich mich immer noch fühle, dass ich sozusagen auf den Tonspuren bedeutender Klangkünstler wandeln durfte, die bereits Artists-in-Residence im MuseumsQuartier waren. In den folgenden Wochen pendelte ich zwischen Außenaufnahmen in der Klanggasse, die nur eine kurze U-Bahnfahrt mit der U2 entfernt vom MQ nahe der Haltestelle Taborstraße liegt, und dem Apartment, wo mein Laptop stand. Am 24. Februar 2013 wurde die „Klanggasse“ als TONSPUR Nr. 57 eröffnet. Eine besondere Freude war es mir, dass Georg Weckwerth den Wiener Schriftsteller Thomas Stangl, dessen Werk ich sehr bewundere, gewinnen konnte, einen Text für die Vernissage zu schreiben und vorzutragen. Im MuseumsQuartier wohnen und arbeiten zu können, war eines der erfüllendsten Erlebnisse meiner bisherigen künstlerischen Laufbahn, und aus dem Aufenthalt sind noch weitere Arbeiten entstanden oder noch im Entstehen begriffen. Das Radiostück „Wien 12.02.1934“ basiert auf Außenaufnahmen aus dem Karl-Marx-Hof, die ich im Februar 2013 gemacht habe, und ist den Antifaschisten gewidmet, die dort im Februar 1934 kämpften. Es wurde vom ORF Kunstradio am 9. Februar 2014 gesendet. Weitere Aufnahmen, die ich während meines Wien-Aufenthalts gemacht habe, harren noch der Bearbeitung. Der „Klanggasse“ verdanke ich außerdem den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg, den ich im November 2013 für diese und einige andere Installationen erhielt.