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Olga Nazarenko

Olga Nazarenko

Olga Nazarenko war Aktivistin, Professorin und Lehrerin an der Staatlichen Medizinischen Akademie in Ivanovo, Russland. Seit 2018 nahm sie an Straßenprotesten zur Unterstützung der Ukraine teil. Nach dem Ausbruch des Krieges im Jahr 2022 begann sie, jede Woche alleine gegen den Krieg zu protestieren.

Gegen Olga wurden fünf Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet; eine hohe Geldstrafe und Sozialdienststunden waren die Konsequenz. Später wurde ihre Wohnung mehrmals von der Polizei durchsucht, und es wurden zwei Strafverfahren gegen sie eingeleitet: eines wegen „wiederholter Diskreditierung der russischen Armee” und eines wegen wiederholter Teilnahme an Straßenprotesten. Infolgedessen verlor sie ihre Stelle an der Akademie. Während der Ermittlungen wurde ihr verboten, das Land zu verlassen, und ihr Fall wurde als geheim eingestuft. Olga wurde auf der Straße körperlich angegriffen, und ihr Briefkasten mit Beleidigungen wegen ihres Antikriegsaktivismus beschmiert.

Olga starb am 20. Oktober 2023 im Krankenhaus an den Folgen mehrerer schwerer Verletzungen, die sie unter ungeklärten Umständen in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober erlitten hatte. Trotz wiederholter Anträge wurde Olgas Rechtsvertretung der Zugang zu den vollständigen Polizei- und Krankenakten verweigert und ihr wurde mitgeteilt, dass Olga nach einem „Unfall” infolge eines Sturzes aus großer Höhe gefunden und ins Krankenhaus gebracht worden sei. Olgas Freund:innen vermuten, dass sie möglicherweise eine Protestaktion zu Putins Geburtstag am 7. Oktober geplant hatte, bei der sie vielleicht ein Transparent von einem hohen Ort aus hängen wollte. Angesichts der Tatsache, dass Olga zuvor Opfer körperlicher Angriffe geworden war, unter polizeilicher Überwachung stand und ihr Tod nicht untersucht worden war, schließen ihre Freund:innen und ihre Rechtsvertretung jedoch nicht aus, dass es sich möglicherweise um eine gezielte Gewalttat handelt. Sie sind sich sicher, dass Olga keinen Selbstmordversuch unternommen haben kann.

„Ich weiß, dass ich Probleme bekommen könnte, aber ich habe keine Angst. Was heute in Russland und der Ukraine geschieht, ist viel schlimmer als das, was mir widerfährt. Ich kann nicht schweigen, sonst könnte ich mich selbst nicht mehr in die Augen sehen. Meine Kindheit fiel mit der Perestroika zusammen. Als erstmals Diskussionen und Veröffentlichungen über Stalins Repressionen aufkamen, war ich 15 Jahre alt und fragte mich immer wieder: Warum haben alle geschwiegen? Ich fragte meinen Großvater danach, und er war sehr verlegen. Ich möchte nicht, dass meine Enkelkinder mir Jahre später eine ähnliche Frage stellen. Ich möchte vielmehr sicherstellen, dass ich sie beantworten kann.“

 

Kunstwerk von Maria Rakhmaninova

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