Maria ist eine 65-jährige Anwältin und Menschenrechtsaktivistin, der als politische Gefangene wegen „geheimer Zusammenarbeit mit einem anderen Land gegen die Sicherheit Russlands” eine Freiheitsstrafe von bis zu acht Jahren drohen. Im Mai 2025 durchsuchte die Polizei Marias Wohnung, verschaffte sich Zugang zu ihrem Handy und nahm sie fest. Maria wurde am nächsten Tag in Untersuchungshaft genommen. Die Akten sind geheim, und Marias Rechtsvertretung behauptet, dass die Behörden keine Beweise für ihre Schuld vorgelegt haben. Die Strafverfolgung von Maria ist politisch motiviert und verletzt ihr Recht auf ein faires Verfahren.
Maria ist seit 30 Jahren Vorsitzende des Komitees der Soldatenmütter Russlands in Kaliningrad, das sie gegründet hat. Während der beiden Tschetschenienkriege verteidigte sie Wehrpflichtige vor Gericht gegen die russischen Behörden. Außerdem hat sie sich aktiv für das Recht der russischen Bürger auf einen alternativen Zivildienst eingesetzt. Sie ist bekannt dafür, dass sie viele politische Gefangene und Kriegsgegner:innen in Russland vertritt.
Maria ist in der Haft unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt: Ihr wird eine angemessene medizinische Versorgung vorenthalten, es ist ihr verboten, Care-Pakete von außerhalb der Einrichtung zu erhalten, und sie erhält nur drei Liter sauberes Wasser pro Woche. Einmal wurde sie bei starkem Regen lange Zeit im Gefängnishof gelassen. Maria leidet an schweren chronischen Krankheiten und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide. Wann immer sie eine medizinische Notfallversorgung benötigt, wird sie während des gesamten Eingriffs mit Handschellen gefesselt. Maria sagte zu ihrer Rechtsvertretung: „Sie bringen mich um“.
Im Oktober 2025 berichtete Marias Sohn, dass der russische Geheimdienst versucht habe, sie zu erpressen, damit sie gegen einen Kollegen aussagt. Sie drohten ihr, sie wegen Hochverrats anzuklagen und zu 15 Jahren Haft zu verurteilen, wenn sie sich weigern würde. Maria sagte, sie würde das niemals tun.
„Jede Person, die in Russland lebt, sollte verstehen, dass unsere Zukunft ungewiss ist. Es wird mehr Repressionen geben. In welchem Ausmaß, werden wir sehen. Ich werde nicht weggehen. Jemand muss die Menschen verteidigen. Als ich zum ersten Mal vor Gericht stand, wurde mir klar, wie wichtig es ist, eine Rechtsvertretung zu haben. Ich erkannte auch die Bedeutung meiner Arbeit. Wer sonst soll die Menschen verteidigen? Ich bleibe hier.“
Kunstwerk von Dasha Burleshina
