Alexandra ist Feminist:in, Künstler:in und Queer-Aktivist:in aus Moskau. They wurde nach der großen Antikriegsdemonstration in Moskau am 6. März 2022 festgenommen und zur Polizeistation Brateyevo gebracht, wo they Gewalt erleben musste.
Alexandra gelang es, heimlich eine Audiodatei mit den Drohungen und Beleidigungen aufzunehmen, denen they ausgesetzt war, während they von einem Polizisten geschlagen und gefoltert wurde, und diese an unabhängige Journalist:innen zu schicken.
Die Audioaufnahme verbreitete sich im russischen Internet und weltweit. Die Frauen, die in derselben Polizeistation gefoltert worden waren, schlossen sich später Alexandra an, führten eigene unabhängige Untersuchungen durch und konnten schließlich ihre Folterer identifizieren.
Die BBC veröffentlichte die Ermittlungsergebnisse. Die verantwortlichen Polizeibeamt:innen wurden nie bestraft. Im März 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen zwei Polizeibeamte, die an den Folterungen beteiligt waren und von Alexandra und anderen identifiziert worden waren: Oberstleutnant Alexander Fedorinov und Beamter Ivan Ryabov. Im April 2023 gab die Generalstaatsanwaltschaft in Russland jedoch bekannt, dass sie keine Gründe für eine strafrechtliche Untersuchung der Folterungen gefunden habe.
„In einer idealen, utopischen Welt, die vielleicht nie kommen wird – obwohl ich weiterhin darauf hoffe –, würde ich mir wünschen, dass der Mensch, der mich gefoltert hat, seine Augen öffnet und erkennt, was geschieht; dass er Teil dieses Systems ist; und dass die Wahrheit auf meiner Seite steht, nicht auf seiner oder Putins.
Ich möchte, dass er Reue für das empfindet, was er getan hat. Ich möchte, dass er an sich arbeitet. Wir brauchen Einrichtungen, in denen Menschen wie er an sich arbeiten können. Die Polizei sollte als Institution in ihrer derzeitigen Form aufgelöst werden, und die ihr zugewiesenen Mittel sollten stattdessen sozialen Einrichtungen zugeführt werden. Diese Person und ihre Kolleg:innen sollten eine neue Berufsberatung erhalten und Berufe finden, die einen nützlichen und sinnvollen Beitrag zur Welt leisten.
Ich möchte auf keinen Fall, dass sie auf grausame Weise bestraft werden. Ich wünsche mir nur, dass es in Russland keine repressiven Institutionen gäbe, damit wir nicht in andere Länder einmarschieren oder unsere eigenen Bürger:innen foltern würden.“
Kunstwerk von Vika Privalova
