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„Japan Unlimited“ im MuseumsQuartier Wien – Ausstellung

„Japan Unlimited“ im MuseumsQuartier Wien – Ausstellung

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Japan werden im Rahmen der Ausstellung „Japan Unlimited“ (26.09. bis 24.11.) einige der bekanntesten und aktivsten KünstlerInnen Japans zu sehen sein, die sich mit Grenzen und Freiheiten politisch-sozialkritischer Kunst auseinandersetzen. Kuratiert wird die Ausstellung von Marcello Farabegoli. Eröffnung ist am Mittwoch, 25.09., 19 Uhr, bereits um 09 Uhr findet eine Presseführung statt.

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Japan werden im Rahmen der Ausstellung „Japan Unlimited“ (26.09. bis 24.11.) einige der bekanntesten und aktivsten KünstlerInnen Japans zu sehen sein, die sich mit Grenzen und Freiheiten politisch-sozialkritischer Kunst auseinandersetzen. Kuratiert wird die Ausstellung von Marcello Farabegoli. Eröffnung ist am Mittwoch, 25.09., 19 Uhr, bereits um 09 Uhr findet eine Presseführung statt.

Bezugnehmend auf zwei Begriffe, die die japanische Gesellschaft prägen und charakteristische Verhaltenscodizes der japanischen Gesellschaft bezeichnen – „Tatemae“ („Maskerade“, die den Erwartungen der Öffentlichkeit entspricht) und „Honne“ (die der Öffentlichkeit gegenüber verborgenen Gefühle) – untersucht die Ausstellung, in welcher Form dieses duale Prinzip in der zeitgenössischen japanischen Kunst eine Rolle spielt. „Tatemae“ und „Honne“ regeln das Verhältnis zwischen Gemeinschaft und Individuum, definieren das Zusammenleben über bestimmte Verhaltensregeln, Gesetze, Traditionen und Konventionen. Parallel dazu spiegeln sich darin ästhetische Fragestellungen wider, die das Verhältnis von Form und Inhalt, Realität und Repräsentation, Kritik und Affirmation reflektieren. 

Die Ausstellung geht der Frage nach, welche poetischen Praxen, Subtexte und Metaphern aus diesem Spannungsverhältnis gesellschaftlicher Konfliktvermeidung und Kritik entstehen. Welche Kontrollmechanismen gibt es, wie geht man damit um und welche Stellung kann Kritik bzw. gesellschaftskritische Kunst im öffentlichen Diskurs einnehmen? Inwieweit spielen bewusste Überschreitungen im gesellschaftspolitischen Kontext eine Rolle und stoßen künstlerische Praxen hier an die Grenzen ihrer Möglichkeiten? Die gezeigten Arbeiten stellen indirekte Regelsysteme und damit verbundene Machtstrukturen offizieller Narrative neu zur Disposition. 

So charterte das Künstlerkollektiv Chim↑Pom im Rahmen ihrer Kunstaktion „Making the sky of Hiroshima ‘PIKA!‘“ am 21. Oktober 2008 ein kleines Flugzeug, um das Wort „Pika“ (Blitzlicht) mit Kondensstreifen über die Stadt Hiroshima zu zeichnen. „Pika“ wird in Japan auch für die Bezeichnung der Atombombenexplosion über Hiroshima benutzt. Die Kunstaktion führte zu heftigen Protesten in der Gesellschaft. Trotz der ausgiebigen Entschuldigung seitens des Künstlerkollektivs wurde eine geplante Museumsausstellung abgesagt. Chim↑ Pom macht damit „Tatemae“-Strukturen als Mechanismen indirekter Herrschaftsformen sichtbar. Das Künstlerkollektiv ist zudem mit einer weiteren Arbeit, „Super Rat“, in der Ausstellung vertreten.

Der einzige österreichische Künstler in der Ausstellung, Edgar Honetschläger, geht in seiner Arbeit „Warum ist es so schwer die Leere zu akzeptieren“ sowie dem damit korrespondierenden Exzerpt aus seinem Filmessay „L+R“, der Frage nach, inwieweit der westliche Einfluss der Moderne Japan verändert/prägt und wie Japan sich dabei trotzdem treu bleibt („Honne“ und „Tatemae“). Zentrales Motiv des 10-teiligen Siebdrucks ist eine Betonfabrik, errichtet in einer bewaldeten Gebirgslandschaft, die sich wie ein dekonstruierter Industriedampfer in eine bewaldete Gebirgslandschaft auf paradoxe Weise einfügt. Im Film „L+R“ taucht die Betonfabrik ebenfalls auf und eine Stimme aus dem Off zitiert Junichiro Tanizakis Essay „Lob des Schattens“, in dem er sich damit beschäftigt, wie die japanische Gesellschaft heute aussähe, wenn sie sich der westlichen Naturwissenschaft nicht unterworfen hätte. 

Makoto Aida tritt in seiner Videoarbeit „The video of a man calling himself Japan's Prime Minister making a speech at an international assembly“ als fiktiver japanischer Premierminister auf und hält in gebrochenem Englisch vor einer internationalen Versammlung eine Rede. Obwohl die Performance vollkommen fiktiv ist, scheint Makoto Aida den japanischen Premierminister Shinzo Abe zu parodieren, da er auf die nationalistischen Tendenzen seiner LDP-Partei und auf seine Gesetzesentwürfe zur Erweiterung des Handlungsspielraums der japanischen Streitkräfte referiert. Indem er politische Praxen zwischen nationaler Isolation und imperialer Aggression anspricht, visualisiert Makoto Aida das „Tatemae“ und „Honne“ Prinzip im Kontext politischer Maskerade, die sowohl durch die Performance als Politiker, als auch in der Reaktion darauf evident wird. 

BuBu de la Madeleine & Yoshiko Shimada stellen in ihrer Collage aus der Serie „Made in Occupied Japan“ ein Foto mit dem japanischen Kaiser Hirohito und dem amerikanischen General Douglas MacArthur nach. MacArthurs Stab arbeitete die ersten Entwürfe für die 1947 in Kraft getretene japanische Verfassung aus, in der der Status des Kaisers als „Gott“ aufgehoben wurde. Durch die Reinszenierung demontieren die beiden Künstlerinnen kategoriale Zuordnungen wie Mann/Frau, USA/Japan, Täter/Opfer. Das Herz, welches das Foto umgibt, verweist hingegen auf die engen wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zwischen Japan und den USA, auf damit verbundene Abhängigkeiten, Machtverhältnisse und ungeschriebene Gesetze, deren nachkriegsmythologischen Maskeraden bis heute wirksam sind.

Mitamura Midori inszeniert mit „Art and Breakfast“ eine Rauminstallation, in der sie Emotionen und Erinnerungen, angenehme und weniger angenehme, mit den BesucherInnen teilt und ins Narrative übersetzt. Die Materialien, die Midori Mitamura in Wien gesammelt hat und sammeln wird, erzählen von kulturellen und individuellen Erfahrungen ihrer Begegnungen. Gleichzeitig untersucht sie mehrdeutige Atmosphären des Unausgesprochenen, so wie sie durch „Tatemae“ und „Honne“ geprägt werden. Die gefundenen Materialien agieren dabei wie „Spurenelemente“, durch die auf nicht verbale Kommunikation und indirekte Vereinbarungen verwiesen wird. 

Momoyo Torimitsus Animation „Business as habitual“ basiert auf einer Fotografie, die auf der Pressekonferenz beim ersten Auftritt der CEOs von Tepco (Tokyo Electric Power Company) nach der Atomkatastrophe von Fukushima aufgenommen wurde. Es zeigt, wie sich Tepco Manager bei den Menschen in Japan entschuldigten. Momoyo Torimitsu untersucht die mit Entschuldigungen einhergehende Geste des Verbeugens, deren Verbeugungswinkel sozialen Status widerspiegelt und Respekt darstellen soll. Die Geste sagt jedoch nichts drüber aus, ob Bedauern tatsächlich vorhanden ist. Die CEOs brachten zwar ihr Bedauern öffentlich zum Ausdruck, verbargen aber Fakten und das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe. „Tatemae“ wurde hier als Marketingstrategie benützt, um sich nicht verantworten zu müssen.

Im Rahmen der Ausstellung werden sechs Artists-in-Residence aus Japan im Q21/MuseumsQuartier zu Gast sein, die für die Ausstellung zum Teil neue Arbeiten entwickeln und zu partizipativen Veranstaltungen einladen. Vertiefend werden Talks (u.a. mit Judith Brandner, ORF; Lucas Gehrmann, Kunsthalle Wien;  Felicitas Thun-Hohenstein, Akademie der bildenden Künste Wien und Biennale Venedig; Niklas Maak, FAZ; Diethard Leopold, ÖJG; Georg Schneider, Japannual; Markus Wurzer, Universität Graz), Workshops, Performances und Aktionen die Ausstellung begleiten, insbesondere auch im Rahmen der viennacontemporary und der Vienna Art Week.

KünstlerInnen (Auszug):
Makoto Aida (JPN), Chim↑Pom (JPN)*, Gianmaria Gava (ITA/AUT), Edgar Honetschläger (AUT), Sachiko Kazama (JPN), BuBu de la Madeleine (JPN) & Yoshiko Shimada (JPN), Midori Mitamura* (JPN), Ryts Monet (ITA/AUT), Yoshinori Niwa* (JPN), Jake Knight (GBR), Tomoko Sawada (JPN), Sputniko! (JPN/GBR), Ryudai Takano (JPN), Shinpei Takeda* (JPN), Momoyo Torimitsu (JPN), Hana Usui (JPN/AUT), Tomoko Yoneda (JPN), Naoko Yoshimoto (JPN)
*Artist-in-Residence des Q21/MQ

Kurator: Marcello Farabegoli

„Japan Unlimited“ wird in Kooperation mit dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres organisiert und ist eine offizielle Veranstaltung von „150 Jahre Freundschaft Österreich-Japan“ der Japanischen Botschaft in Wien.

Japan Unlimited
Dauer: 26.09. bis 24.11., Di bis So 13-16h & 16.30-20h, Eintritt frei
Eröffnung: Mi 25.09., 19h
Presseführung: Mi 25.09., 09h
Ort: frei_raum Q21 exhibition space/MuseumsQuartier Wien
www.Q21.at
        
Direktor MuseumsQuartier Wien: Christian Strasser

Rückfragehinweis:

Presse MQ:
Irene Preißler
Tel. [+43] (0)1 / 523 58 81 - 1712
E-Mail: ipreissler@mqw.at

Künstlerische Leiterin, frei_raum Q21 exhibition space:
Elisabeth Hajek
Tel: [+43] (0)1 / 523 58 81 - 1717
E-Mail: ehajek@mqw.at

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