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Dimitri Hegemann

Dimitri Hegemann

Bereich: Kulturmanagement, Raumforschung

Key Facts

Nationalität

Deutschland

Bereich

Kulturmanagement, Raumforschung

Wohnort

Berlin

Empfehlende Institution

frei_raum Q21 exhibition space

Zeitraum

Juli 2019 - Juli 2019

Die Transformation vergessener industrieller Räume und Ruinen in lebendigen Kulturraum und die Nutzung von Freiräumen sind das große Lebensthema von Dimitri Hegemann, der sich selbst in erster Linie als Raumforscher versteht.

Dimitri Hegemann wurde 1954 in Werl/Nordrhein-Westfalen geboren. Inspiriert von Woodstock und der Hippiebewegung merkte er in früher Jugend, dass im ländlichen Raum für subkulturellen Ideen kein Platz war und zog nach Berlin, wo er Musik studierte. 1982 gründete er das Berlin Atonal, ein Festival für nonkonforme Musik, bei dem u.a. die Einstürzenden Neubauten, Psychic TV und Malaria auftraten und das er bis 1990 fünfmal veranstaltete. Selbst spielte er als Bassist in der Punkband Leningrad Sandwich, die von 1982-85 drei Alben veröffentlichten. Mitte der 80er Jahre gründete er den Dada Club Fischbüro und 1987 das Plattenlabel Interfisch. 1988 eröffnete er im Keller des Fischbüros in der Köpenicker Straße das U.F.O, einen Ursprungsort der Berliner Acid-House und Technoszene, der 1989 in einen leerstehenden Supermarkt in Schöneberg umzog, wo er zum Austragungsort der allerersten Love Parade Party wurde.

Nach dem Mauerfall entdeckte er mit seinen Partnern Johnny Stieler und Achim Kohlberger auf der Ostseite des Grenzgebiets am Potsdamer Platz eine Baracke, in dessen Keller sich die Bankschließfächer der ehemaligen Wertheim Bank befanden. An dieser Stelle wurde der „Tresor“ gegründet, der schnell zum bekanntesten Technoclub Berlins wurde und weltweiten Ruhm erlangte. Dies wurde unter anderem durch die umfassende Zusammenarbeit mit Detroiter DJs wie Jeff Mills, Mike Banks, Rob Hood u.v.a. begünstigt, die ihre stilbildende neue Musik – Techno – in dem einzigartigen Laden spielten und so mitwirkten, den Prototyp des Berliner Technoclubs zu erschaffen. Parallel dazu wurde das hauseigene Record Label Tresor Records gegründet, das mit seinen Veröffentlichungen zu einem der bahnbrechenden Musikmarken dieser Zeit wurde.

Für viele andere Berliner Clubs hatte der Tresor Vorbildfunktion, war er doch ein Pionier des Prinzips der „temporären Zwischennutzung“ von Gebäuden in Ostberlin, deren Eigentumsverhältnisse unklar waren und die deswegen nur Mietverträge über wenige Monate erhielten. Die vielen neuen Räume – und die in Berlin traditionell fehlende Sperrstunde – sorgten für zahlreiche Gründungen temporärer Locations, dies einen Boom im Berliner Nachtleben auslösten, der bis heute den legendären Ruf der Stadt als Nightlife-Metropole begründet.

Bereits 1995 hatte Hegemann die Idee, über dem Tresorkeller einen Tresor Tower zu errichten, der ein Technokulturzentrum mit Räumlichkeiten  für Technoplattenlabels, -zeitschriften, - Modelabels, Restaurants und Hostels sowie weiteren Branchenbetrieben werden sollte. Es gab bereits einen Investor, der sich allerdings zurückzog, als sich herausstellte, dass der instabile Baugrund über der U-Bahn des Potsdamer Platz eine weitere Millioneninvestition erfordert hätte.

In den 90er Jahren war Hegemann Initiator diverser gastronomischer Projekte (Weltrestaurant Markthalle, Goldener Hahn, Schwarzenraben) und kämpfte für den Erhalt des Standorts des Tresors am Potsdamer Platz, u.a. mit dem Bestreben das Areal unter Denkmalschutz stellen zu lassen, was nicht gelang.

2005 war dieser Kampf verloren, der Tresor musste ausziehen und an gleicher Stelle wurde das Einkaufszentrum Mall of Berlin erbaut. Schon zwei Jahre später gelang Hegemann das Comeback mit seinem Meisterstück: dem Umbau und der Eröffnung des Kraftwerk Berlins, in dem nicht nur der Tresor ein neues Zuhause fand sondern das darüberhinaus eine der aufregendsten Veranstaltungsräumlichkeiten Berlins ist: ein unvergleichliches Experimentierfeld für ganz große Produktionen.

In der industriellen Atmosphäre des ehemaligen Heizkraftwerks finden seither Kunstveranstaltungen, Messen, Ausstellungen sowie Gastveranstaltungen der Industrie statt.

Hegemann engagiert sich bei der Detroit-Berlin-Connection – einem Förderverein, der sich um den Ausbau der kulturellen Zusammenarbeit der beiden Metropolen bemüht. Hegemanns Ziel ist es, der Stadt in Michigan, deren KünstlerInnen entscheidend für den Erfolg des Tresors waren, etwas zurückzugeben. Seine Ideen, dass Detroit vom Berliner Beispiel profitieren kann, z.B. als Kulturmetropole und Kreativstadt, in der es für KünstlerInnen aller Art günstigen Raum gibt, stoßen inzwischen auf großes Interesse der Stadtverwaltung von Detroit, die bereits 2016 mit einer Delegation in Berlin war.

Die Nutzung von leerstehenden Räumen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in seiner Initiative „Happy Locals“, die er seit 2012 mit Annette Ochs betreibt. Die Happy Locals entwickeln Strategien für Gemeinden, die von Abwanderung betroffen sind. Die Happy Locals regen an, ungenutzte Flächen den Jugendlichen vor Ort zur Verfügung zu stellen, damit sie sich frei entfalten können, führen dazu Workshops durch, reden mit lokalen EntscheidungsträgerInnen und stellen ihre Expertise zur Verfügung.

Dimtiri Hegemanns Werk ist durch eine durchweg lebensbejahende Botschaft geprägt: Stets offen und neugierig zu bleiben, niemals den Mut zu verlieren, Scheitern und Hindernisse stets als Chance zu begreifen um neue Wege zu entdecken.

Derzeit arbeitet er u.a. am Aufbau einer Ausstellung über die Anfänge der Technobewegung, die im Jahr 2019 in Kooperation mit dem Stadtmuseum Berlin stattfinden soll, diversen Dokumentations- und Filmprojekten zum gleichen Thema sowie der Gründung einer „Academy for Subcultural Understanding“, in der die KulturmanagerInnen von morgen ausgebildet werden sollen.

Projektinfo

Talk im Rahmen der Ausstellung "Dance of Urgency", kurartiert von Bogomir Doringer im frei_raum Q21 exhibition space.

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