11.03.2011 bis 17.06.2011
Die Apostrophe der Liebe - Eine Vortragsreihe
TANZ/PERFORMANCE/MUSIK
Die Apostrophe der Liebe - Eine Vortragsreihe
Lieder von Liebe und Krieg
Vortrag von Deufert & Plischke
Datum: Fr 17.06., 18h
Ort: TQW/Studios
Eintritt frei!
Könnte die Liebe - unaussprechbar wie sie ist - noch als politische Ressource gelten? Als Ressource für Mit-Teilung, für ein geteiltes Zwischen? Die Liebe als bedingungslose Apostrophe des Anderen (die Apostrophe = rhetorische Figur der Hinwendung, der Ansprache), als Adressierung, die keineswegs die Distanz zum Anderen neutralisiert, vielmehr auf der Messerspitze unserer gegenseitigen Haltlosigkeit tanzt - und Ansprache gerade über den Apostroph, das Auslassungszeichen ermöglicht. Eine Anrede des Anderen in all unserem apostrophischen Ausgesetztsein - einander ausgesetzt. Müssen wir dann, „beunruhigt vom Denken der Liebe", so Jean-Luc Nancy, „die Verteilung oder die Partitur vorausgesetzter ‚öffentlicher' und ‚privater' Sphären sowie die Bestimmung des ‚Politischen' selbst von Grund auf überdenken"?
Gerade aufgrund der Grundlosigkeit der Liebe, in deren Aporien wir erst unsere Singularität antreten. Eine Singularität, die allerdings erst als Selbst-Überschreitung anzutreten ist.
-----
Warum es ohne Liebe keine Kunst gibt
Vortrag von Robert Pfaller (A)
Datum: Fr 15.04., 18h
Ort: TQW/Studios
Eintritt frei!
In einem Moment, in dem die Popmusik Schwierigkeiten hat, Neues zu erfinden, und stattdessen immer mehr Coverversionen alter Hits produziert, bemerkt ein Produzent: „Musiker müssen leiden oder lieben." Ob Leiden wirklich immer so produktiv ist, wollen wir dahingestellt lassen. Aber in Sachen Liebe wurde hier etwas Wahres getroffen: Wenn man etwa beobachtet, unter welchen Umständen Menschen, die keine Künstler sind, jemals beginnen, Kunstwerke anzufertigen, dann sticht eine Bedingung schnell hervor: nämlich die der Liebe - in allen Abstufungen und Bedeutungen des Wortes. Möglicherweise zeigt uns das Beispiel der nicht professionellen Künstler nur mit größerer Deutlichkeit eine notwendige Bedingung, die für jegliche künstlerische Produktion gilt: Man muss lieben, um Kunst machen zu können.
Robert Pfaller ist Professor für Philosophie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Gastprofessuren u. a. in Amsterdam, Berlin, Chicago, Oslo, Zürich.
-----
Erklär mir Liebe. Erotik und Berührung
Vortrag von Gabriele Brandstetter (D) / Gerhard Neumann (D)
Datum: Fr 11.03., 18h
Ort: TQW / Studios
Eintritt frei!
Gerhard Neumann richtet seine Aufmerksamkeit auf die rhetorische Figur der Apostrophe, der Anrede eines Ich an ein Du als denjenigen Sprachgestus, aus dem die erotische Konfiguration sich bildet: die Formel "Ich liebe dich" und der Anruf des geliebten Namens. Heinrich von Kleist experimentiert mit dieser Sprachgebärde wie wohl kein anderer Autor auf der Suche nach einer eigenen Sprache der Liebe: in seinen Briefen wie in seinen Werken. Gerhard Neumann versucht, eine Typologie dieser Kleistschen Experimente zu entwerfen.
Gabriele Brandstetter fragt nach der Möglichkeit einer Apostrophe der Liebe im Tanz. Wie öffnet Choreographie den Raum für Berühren und Berührtsein, für Nähe und Distanz? Wie zeigt sich im Tanz das Schwere und das Leichte der Liebe?
Gabriele Brandstetter ist Professorin für Theater- und Tanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Gerhard Neumann ist Professor em. für Germanistik und Komparatistik an der Ludwig-Maximilians Universität München.
Vorträge im Rahmen der Reihe: Die Apostrophe der Liebe
Eine Vortragsreihe über andere politische Räume für zeitgenössischen Tanz und Performance