Yola Yulfianti
Bereich: Performance
Key Facts
Nationalität
IndonesienBereich
PerformanceWohnort
JakartaEmpfehlende Institution
MQZeitraum
Oktober 2025 - Oktober 2025Yola Yulfianti ist Choreografin, Regisseurin und interdisziplinäre Künstlerin mit Sitz in Jakarta, Indonesien. Sie erwarb 2004 ihren Bachelor-Abschluss in Tanz an der Jakarta Institute of the Arts (IKJ) und anschließend einen Master in Urban Arts an derselben Institution. Ihr Tanzfilm Suku Yola („Yolas Stamm“) ist eine persönliche Auseinandersetzung mit selbstgestalteter Identität als Reaktion auf essentialistische Identitätszuschreibungen. Der Film erhielt 2012 den Pearls Winner Award beim Internationale Tanz Film Pool Festival in Berlin. 2017 schloss Yola ihr Promotionsstudium am Indonesian Institute of the Arts Surakarta ab. Seitdem ist sie Dozentin an der Jakarta Institute of the Arts und gründete im Jahr 2025 die Initiative Jakarta Dance Hub.
Yulfianti komponiert ihre eigene Musik und entwickelt visuelle Elemente, die ihre Performances begleiten. Ihr künstlerischer Prozess konzentriert sich nicht ausschließlich auf fertige Werke oder konventionelle Kunstformate, sondern auf das verkörperte Erleben urbaner Realität. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Tanz, Performance, Film und Installation und setzen sich oft mit den Themen Körper, Identität, Erinnerung und sozialer Raum auseinander.
In den letzten vier Jahren war sie an der Translocal Performative Academy beteiligt – einer internationalen Plattform für Performanceforschung und -austausch, die von Claudia Bosse initiiert wurde. Durch dieses Programm nahm sie an langfristigen Kollaborationen teil, die Künstler:innen und Forscher:innen aus Europa und Asien in kontextbasierten, ortsbezogenen Erkundungen zusammenbringen.
Ihre Arbeiten wurden auf bedeutenden Bühnen und Festivals präsentiert, darunter Teater Jakarta, Galeri Nasional, Salihara, die Jakarta Biennale, das Indonesian Dance Festival, ArtJog, sowie auf internationalen Plattformen wie der Kinani Biennale (Mosambik), der Attakkalari Biennale (Indien) und am Lasalle’s Institute of Contemporary Arts (Singapur). Als Regisseurin und Choreografin hat sie über 30 Performances geschaffen. Yulfianti jüngste Werke spiegeln ihr wachsendes Interesse an emotionaler Verletzlichkeit, urbaner Identität und experimenteller performativer Sprache wider. Longing You (2024) erforscht Sehnsucht und Erinnerung durch zurückhaltende Bewegungen und visuelle Minimalistik. Tuti in the City (2023) zeigt eine weibliche urbane Figur, die sich durch die Komplexität des sozialen Gefüges Jakartas bewegt, wobei Gesten, Stimme und Multimedia kombiniert werden. Ihr neuestes Werk, TOLOLARTHA TRAMTOXS KARERAATOLA L AI LA UH (2024), schlägt eine poetische und surreale Richtung ein, indem es erfundene Sprache, absurdes Bewegungsvokabular und ritualistische Performance nutzt, um intuitive und unterbewusste Ausdrucksebenen zu erschließen. Ihr starkes Engagement im Bereich des Tanzfilms hat zur Entstehung von über 15 experimentellen Kurzfilmen geführt – darunter Kampung Melayu Pasar Senen PP, Tanah, Air, Udara, Aku dan Kamu, Outer Space und #Cobacobafilter. Darin untersucht sie Bewegungsnarrative, Krisen und Intimität.
Neben Performance- und Filmprojekten ist Yola auch im Bereich zeitgenössischer Kunstausstellungen aktiv. Ihre Arbeiten wurden unter anderem bei ArtJog, Galeri Semarang, Bentara Budaya Jakarta und in verschiedenen internationalen Kunsträumen gezeigt. Zu den bemerkenswerten Ausstellungen gehören Sembilan Puluh Sembilan Persen Mamak Mamak, Arsip Seblang und Suku Yola Scrapbook.
Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Szene bleibt Yola Yulfianti eine prägende Stimme in der zeitgenössischen indonesischen Performancekunst. Sie verbindet persönliche, politische und urbane Erfahrungen, um Körper, Raum und kollektive Erinnerung miteinander zu verknüpfen.
In den vergangenen vier Jahren war Yola Yulfianti aktiv an der Translocal Performative Academy (TPA) beteiligt – einem langfristigen Programm, das von der Regisseurin, Choreografin und Künstlerin Claudia Bosse initiiert wurde. Innerhalb dieser interdisziplinären und interkulturellen Plattform fand sie einen wichtigen Raum für Austausch und Dialog, in dem Ideen rund um Körper, Ökologie und Widerstand – insbesondere aus der Perspektive von Frauen – erforscht, hinterfragt und weiterentwickelt werden können. Aus diesem fortlaufenden Dialog heraus begann sich ihr aktuelles Projekt zu formen: eine performative Untersuchung darüber, wie Frauen sich Raum und Stimme innerhalb von Umgebungen zurückerobern, die durch Ausschluss und Auslöschung geprägt sind.
Inspiration fand Yulfianti in ihren Begegnungen mit Frauen aus dem Dorf Enggros in Papua, Indonesien, die einen heiligen Mangrovenwald als sicheren Ort vor patriarchalen, traditionellen Einschränkungen bewahren, sowie in den wöchentlichen stillen Protesten (Aksi Kamisan) von Ibu Sumarsih in Jakarta.
Yola verfolgt in ihrer Arbeit Gesten, Stille und Rituale als Ausdrucksformen von Fürsorge, Erinnerung und Widerstand.
Durch den Rahmen des TPA, der translokale Forschung und performative Experimente miteinander verbindet, entwickelte Yulfianti eine künstlerische Praxis, die sich zwischen Feldforschung, Choreografie und kollektiver Reflexion bewegt.
Ihre bevorstehende Präsentation im Rahmen ihrer MQ Residency in Wien ist eine Fortsetzung dieser Reise – eine poetische Kartierung dessen, wie der weibliche Körper erinnert, Raum markiert und beharrlich Veränderung hervorbringt, selbst dann, wenn er nicht eingeladen ist.