Noha Essam
Bereich: Angewandte Kunst, Theorie
Key Facts
Nationalität
ÄgyptenBereich
Angewandte Kunst, TheorieWohnort
KairoEmpfehlende Institution
BMEIAZeitraum
November 2025 - Dezember 2025Noha Essam ist eine ägyptische multidisziplinäre Künstlerin und Architektin. Sie ist zudem Nachhaltigkeitsbefürworterin, Futuristin und Pädagogin. 2021 wurde sie für den International CA – Cumulus Association/Finland Accolade for Design Academics ausgewählt, koordiniert von der Sapienza University, Rom. Für ihre herausragende vorausschauende Arbeit im Bildungsbereich in Abstimmung mit dem UNDP erhielt sie die Leadership-Auszeichnung der WDO. 2018 wurde ihre Dissertation zum Thema „Phobia of Spaces“ unter den besten interdisziplinären PhD-Arbeiten der Universitäten des Nahen Ostens nominiert. Sie hat zahlreiche internationale Publikationen in interdisziplinären Forschungsfeldern veröffentlicht.
Ihre Arbeiten untersuchen die komplexen Beziehungen zwischen der natürlichen Welt, dem Körper, der Zeit und der Umgebung. In den letzten Jahren hat Essam Themen wie Migration, Zerfall sowie experimentelle und sinnliche Erfahrungen behandelt. Sie setzt sich gegen Vorurteile und soziale Ungleichheit ein und stärkt unterrepräsentierte Gemeinschaften. Dabei beleuchtet sie Fragen von Migration, Grenzüberschreitungen und Bewegungsfreiheit sowie Aspekte von Asyl und erzwungener Vertreibung.
Noha Essams künstlerische Praxis basiert auf kultureller und psychologischer Erforschung sozialer Fragestellungen und der Analyse menschlichen Verhaltens. Sie untersucht, wie man Massen bewegen und Verhalten verändern kann, und wendet dabei einen vorausschauenden Ansatz an, der Design aus unterschiedlichen Kontexten betrachtet. Sie verbindet typologische Studien und kunstbasierte Kommunikation mit Design, um die Kreativwirtschaft und Designausbildung zu bereichern, mit Fokus auf Future Literacy und Spekulation.
In ihrer künstlerischen Arbeit reflektiert sie über Utopie, Dystopie und Heterotopie im Kontext der Neo-Normalität und zukünftiger Vorstellungen. Kürzlich nahm sie an Ausstellungen und Fellowships teil, darunter „Extended Ecologies“ in Partnerschaft mit dem Critical Media Lab Basel sowie das Eco-cultural Project FUTURA in Zusammenarbeit mit WDCD Amsterdam.
Das Anthropozän hat sich als die vorherrschende Konzeptualisierung der aktuellen geologischen Epoche etabliert und, noch bedeutsamer, als Deutungsrahmen für das Verhältnis der Menschheit zur Natur.
Von seinen Befürworter:innen wird das Anthropozän als eine Art „Lösungsansatz“ verstanden: ein analytisches Instrument, das die vielfältigen Einflüsse der Menschheit auf die Natur und die daraus resultierenden Krisen verdeutlicht, sowie als konzeptionelles Werkzeug, von dem aus Minderungs- und Anpassungsstrategien entwickelt werden können, die eine Bewältigung oder zumindest Auseinandersetzung mit ökologischen Krisen versprechen. Das Anthropozän ist jedoch kein neutrales Konzept, das lediglich ökologische Übergänge und die Verbindungen zwischen menschlichem Handeln und Natur beleuchtet; vielmehr ist es ein spezifisches Prisma, durch das das Verhältnis der Menschheit zur Natur verstanden wird. Mit dem Aufstieg des Anthropozäns sowohl analytisch als auch politisch wird es zunehmend wichtig, sein Imaginäres zu hinterfragen: wie es Natur und Mensch konstruiert, wie es Reaktionen auf ökologische Krisen beeinflusst und einschränkt und welche langfristigen Konsequenzen sich daraus ergeben, innerhalb dieses Imaginären zu agieren.
Während ihrer Residency im MQ zielt Noha Essam darauf ab, ein tieferes Verständnis der künstlerischen und kulturellen Szenen zu gewinnen. Sie argumentiert, dass das Anthropozän als politisches und analytisches Prisma auf fehlerhaften Vorstellungen von Natur, Geschichte und Menschheit beruht und damit ein begrenztes Instrument zur Bewältigung ökologischer Krisen darstellt. Es bietet nur partielle und vorschnelle „Lösungen“ in Form verstärkter staatlicher Regulierung oder technischer Eingriffe wie Geoengineering, die lediglich isolierte Aspekte ökologischer Zerstörung adressieren.
Parallel zu ihrer Forschung wird Essam an einer neuen Reihe von Kunstwerken und Texten arbeiten und eco-fiktionale Narrative entwickeln. Mit ihrer Praxis möchte sie sowohl einen theoretischen als auch einen künstlerischen Rahmen schaffen, um nach einer neuen Form des Anthropozäns in Übergangszeiten zu suchen.





