Manuel Graf
Bereich: Bildende Kunst
Key Facts
Nationalität
DeutschlandBereich
Bildende KunstWohnort
DüsseldorfEmpfehlende Institution
freiraum quartier21 INTERNATIONALZeitraum
August 2008 - August 2008Biographie:
1978 geboren in Bühl (Baden)
1999-2005 Kunstakademie Düsseldorf
seit 2003 Studienstiftung des Deutschen Volkes
Einzelausstellungen:
2006
1) Über die aus der Zukunft fliessende Zeit
2) Woher kommt die Kunst? Oder: Die Blüte des Menschen, Museum X Abteiberg, Mönchengladbach, kuratiert von Susanne Titz
Über die aus der Zukunft fliessende Zeit, Van Horn, Düsseldorf
2005
Ping Pong, Galerie Johann König, Berlin
2004
Buero DC, Köln (mit M. Stricker), kuratiert von Kathleen Rahn
Gruppenausstellungen:
2007
Open Space, Art Cologne
2006
Kunst/Fiktion, Besiktas Cagdas, Istanbul, mit Michael Hakimi, Jens Ullrich, Christian Jendreiko,...
Urban Condition, Museum de Paviljoens, NL, mit Jakob Kolding, Gabriel Leister, Lonnie van Brummelen, ...
Von Erde schöner, Galerie Kugler, Innsbruck, mit Peter Piller, Sonja Feldmeier, Sigi Hofer, kuratiert von Veit Loers
Inaugural Exhibition, Galerie Johann König, Berlin
1000 Jahre sind ein Tag, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, im Rahmen der Ausstellung von Amelie von Wulffen
2005
Regarding Düsseldorf, 701 e. V., kuratiert von Pia Witzmann
Publikationen:
Katalog Sanat/Kurgu, Besiktas Cagdas, Istanbul
Monopol Nr. 3, 2006, Watchlist
Artforum International März 2007, Review
Mode & Verzweiflung
Die ausgestellten Werke und Projekte beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit der Bedeutung von Kleidung auf der politischen Bühne. Sie gehen den Widersprüchen politischer Kleiderordnungen nach, sei es, dass der Wert eines Politikers nicht an der Feinheit seiner Kleider bemessen werden soll, sei es die verlangte Unauffälligkeit von Kleidung im politischen Alltag bei gleichzeitiger Forderung nach medialem Charisma und Persönlichkeit oder sei es die Unvereinbarkeit eines politischen Amts mit modischen Trends. Auch die medial gebotene Notwendigkeit, auf die Kompetenz von Medienberatern zurückgreifen zu müssen, die augenscheinlich auch in Garderobefragen konsultiert werden, liefert einen gut gecoachten Politiker, eine Politikerin, schnell der Kritik aus. Sie gelten dann als bloße politische Marionetten geheimnisvoller Spin-Doktoren.
Diese Widersprüche können nicht aufgelöst werden. Vielmehr spiegeln auch politische Dress Codes nur gesellschaftliche und ökonomische Konventionen wieder, die wir alltäglich verstärken oder eben auch unterlaufen können. Wie immer liegt es an uns, ob Mode oder Verzweiflung zum Programm wird.
Manuel Graf (*1978 in Bühl/Baden, lebt und arbeitet in Düsseldorf)
produziert für die Ausstellung eine Art Folklorekleid aus Blättern, Wolle, Seide und Fachwerk. Was jedes Kleid zusammenhält sind seine Nähte, welche die unterschiedlichen Materialien verbinden und formen. Eine Naht an der richtigen Stelle, in der richtigen Länge entscheidet darüber, ob ein Kleidungsstück sitzt und passt. Die Naht stellt jedoch nicht nur die Passform her, sondern definiert auch eine Silhouette, die meist dem modischen Trend aber nicht der natürlichen Körperform und Bewegung folgt. Nähte lassen stofflich Weiches zur sozialen Tektonik geraten, notwendige Kleidung wird zur toughen Kluft, in die man sich zwängt – in Ausübung auferlegter Pflichten und Verantwortung. Wer vor dem Kleid von Manuel Graf steht, dem wird auch das Lächerliche aller Dress Codes bewusst, die an Formen festhalten, an die ohnehin niemand mehr so recht glauben mag. Dieses Ur-Kleid des Künstlers zeigt auch, wie viel Mut, Ironie und Wissen immer noch aufgebracht werden müssen, um Kleiderzwänge zu unterlaufen und es demonstriert das Paradox politischer Auftritte, die zwar Glaubwürdigkeit und Betroffenheit verkörpern aber Traditionen und Konventionen bekleiden.