KARINA MENDRECZKY & KATALIN KORTMANN JÁRAY
Oasis
23.02. – 07.05.2023
MQ Salon
Di-So & Fei 10-18h l Eintritt frei
Umweltkatastrophen und düstere Zukunftsprognosen für das Leben auf der Erde – die Klimakrise hat Einzug in unseren Alltag gehalten, bestimmt zunehmend unsere Lebenswirklichkeit. Da wir Menschen für die Zerstörung unserer Umwelt verantwortlich sind, ist unser emotionales Verhältnis zur Natur oft schuldbeladen. Denn selbst dort, wo der Wille zur Umsetzung einer nachhaltigen Gesellschaft vorhanden ist, stoßen politische wie individuelle Handlungsspielräume an ihre Grenzen. Das daraus resultierende Changieren zwischen Macht und Ohnmacht prägt philosophische, ethisch-moralische und auch spirituelle Diskurse und wirft Fragen auf, die viele Menschen beschäftigen.
Karina Mendreczky und Katalin Kortmann Járay greifen in ihrer künstlerischen Arbeit auf animistische Motive und Vorstellungswelten zurück. Der Animismus basiert auf dem Glauben, dass alle Elemente der Natur, sowohl Lebewesen als auch unbelebte Objekte, beseelt sind. Ist animistisches Denken seit jeher ein zentrales Element vieler indigener Religionen, so erfährt es gegenwärtig auch in westlichen Gesellschaften neue Aufmerksamkeit: als ein Weltverhältnis, das die wechselseitige Abhängigkeit von allem betont, ja die Grenzen zwischen den Spezies, zwischen Selbst und Welt als fließend begreift. Denn mit den umweltzerstörerischen Lebensstilen der Gegenwart wird auch ein Weltbezug fragwürdig, der auf Abgrenzung, Objektivierung und Hierarchisierung beruht.
Oasis ist eine fein komponierte, raumgreifende Installation aus Skulpturen, Fotografien, bedruckten Textilien und Zeichnungen, die durch eine Soundebene ergänzt wird. Mendreczky (*1988 in Budapest, Ungarn) und Kortmann Járay (*1986 Budapest, Ungarn) greifen darin sowohl auf spirituelle Erzählungen als auch auf persönliche Familiengeschichten zurück und übersetzen diese in ungewöhnliche Bilder und Objekte, die uns fremd und vertraut zugleich erscheinen.
Neben Versatzstücken aus der Natur wie Muscheln und Sand bevölkern hybride Kreaturen den Raum, die menschliche Züge und pflanzliche Eigenschaften aufweisen oder eine Mischung aus Tier und Objekt darstellen. Sie sind freie Interpretationen von Elementen und Motiven aus alten Volksmärchen und Mythen. Daneben finden sich spirituell-religiöse Symbole wie der Granatapfel, die Dattelpalme oder gefaltete Hände, aber auch historische Fotografien aus Familienalben, denen eine besondere Aura innewohnt. Frauenfiguren sind an verschiedenen Stellen im Raum platziert und tragen die mystische Szenerie.
In ihrer Gesamtheit bilden die Objekte ein magisch anmutendes, märchenhaftes Arrangement, eine Art surreale Wunderkammer, die die Verbundenheit alles Seienden beschwört.
Kuratorin: Verena Kaspar-Eisert
Die Künstlerinnen:
Karina Mendreczky (*1988) lebt und arbeitet in Wien und Budapest. 2015 schloss sie ihr Studium in Grafik und Druck (MA) an der Angewandten Universität in Wien ab. Von 2014 bis 2015 nahm sie an einem Erasmus-Austausch an der University of the Arts London im Bereich Print and Time-Based Media teil. Nach Abschluss ihres Diploms erhielt sie den Preis der Kunsthalle Wien 2015.
Seit 2019 wird sie von der Galerie Rudolf Leeb vertreten. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit menschlicher und sozialer Identität, sowohl auf kollektiver aber auch auf persönlicher Ebene. Kindheitserinnerungen dienen ihr hierbei als Ausgangspunkt. Ihre Arbeiten zeigen wiederkehrende Elemente wie Fotocollagen, Radierungen, Kratzungen auf Acrlylglas. Oft arbeitet sie mit durchscheinenden Strukturen und nutzt die Wirkung von Licht und Schatten.
Katalin Kortmann Járay (*1986) lebt und arbeitet in Budapest. Zwischen 2006 und 2012 besuchte sie die Ungarische Universität der Bildenden Künste (HUFA) und die Akademie der Bildenden Künste München. Ihre Arbeit war Teil internationaler Gruppenausstellungen, Biennalen, Triennalen und Preisverleihungen. In ihren Installationen beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen der Kultur auf die menschliche Wahrnehmung, die Erfahrung von Globalität und die Besonderheiten der Bindung an Orte, die damit einhergehen. Entlang der Schnittpunkte von Nostalgie und Utopie, von Nachkommen und Vorfahren, von Kindheit und Erwachsensein, von Erinnerung und Fiktion sucht sie nach den Konstellationen der menschlichen Wahrnehmung.